Warum Killerspiele?

In diesem Artikel möchte ich die Frage aufwerfen, warum es eigentlich ausgerechnet Killerspiele sind, die vom Staat und den Medien für den Auslöser für Amokläufe bei Jugendlichen halt. Auch interessiert mich, weshalb „Killerspiele“ eigentlich so beliebt geworden sind.

Wie inzwischen beinahe jeder weiß, hat Tim von Winnenden auch noch Tennis gespeilt – außerdem hatte er pornographische Bildchen aus der SM-Szene auf seinem Computer, heißt es. Wieso werden diese zwei Dinge nicht blockiert, sogenannte „Killerspiele“ aber heiß diskutiert? Die Blogosphäre hat sich in den letzten Wochen ausgiebig damit beschäftigt, obwohl es – aus Sicht der Medien und der Politik gesehen – im Grunde auf der Hand liegt: Der Täter spielt einfach zu viel. Er meint, die virtuelle Welt in die reale Umgebung übertragen und nachstellen zu müssen, Peng.

Aber ist es wirklich so? Kann es nicht auch sein, dass man nur nach einem Grund sucht, der von der Masse schnell begriffen und angenommen wird? Wochenlang heißt es überall „Killerspiele machen Kinder zu Amoktätern“, bis der Normalbürger es auch so sieht, dasselbe denkt, dann passiert längere Zeit gar nichts – und schließlich hört man schon vom nächsten Amoklauf.

Zugegebenermaßen bin ich kein Freund von Killerspielen (auch bekannt als Ego-Shooter et cetera). Es steckt kein Sinn dahinter, außer das „Entertainment, no matter how“-Prinzip. Fragt man jemanden, der gerade vor „Counterstrike„, „Sauerbraten“ oder Vergleichbarem sitzt, warum er die vielen Leute dort erschießt, hört man – wenn überhaupt etwas – nur ein an den ganzen Leichen auf dem Bildschirm aufgegeiltes „Weil’s bockt“.

Dennoch finde ich es nicht gerade schlau, wenn man stur eine einzige Idee verfolgt, nur ein Argument verwendet. Ich bin nämlich der Überzeugung, dass Killerspiele nur ein Ausdruck von Flucht vor der Realität sind, das bekannte „sich vom Alltag Loslösen“. Und was hat dies nötig gemacht? Unsere Gesellschaft, bestimmt vom Staat, der jetzt gegen virtuelles Ballern vorgeht.

Wir sind hier in Deutschland nicht arm dran; spätestens, seit ich gestern eine Sondervorstellung des sehenswerten Filmes „Reise nach Kandahar“ im Kino angeschaut habe, muss ich eigentlich von Luxus schreiben. Aber die Masse, in der wir hier leben, tickt längst nicht mehr ganz richtig. Es ist eine medienbeeinflusste, unangebracht unbekümmerte, orientierungslose Gesellschaft. Michael Ende hat es in Form der grauen Herren in seinem Buch „Momo“ schon ganz richtig vorhergesagt: Jetzt werden wir alle hektisch, jetzt sehen wir alle gleich und trist aus, jetzt machen wir alle aus Allem Geld. Da wundert es mich kein Bisschen, dass sich der eine oder andere in eine andere Welt flüchten möchte. Dass es sich bei diesen Menschen größtenteils um Jugendliche handelt, liegt wohl am Alter, in dem man sich zum ersten Mal etwas intensiver mit der Welt, in der wir leben, beschäftigt (wenn auch vielleicht unbewusst).

Also, lieber Journalist, lieber Politiker: Befassen Sie sich einmal mit alternativen Ideen, wenn es um das Suchen nach Gründen für solch schreckenerregende Ereignisse wie Amokläufe seitens Jugendlicher handelt. Schaden kann das bestimmt nicht.

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