Praktikum: Tag 5

EngelHeute habe ich meine erste Trauerfeier mitgemacht! Wir sind um 12 Uhr in ein kleines Dorf mit einer kleinen Kirche und einem kleinen Friedhof ganz abseits von Allem gefahren. Die traditionalistischen Bewohner dort waren so verstockt, dass der Pastor, der die Rede hielt, schon als Außenseiter galt, bloß weil er akzeptierte, dass die Angehörigen sich direkt am Grab und nicht in der Kirche von ihrer Verstorbenen verabschieden wollte.

Konzeptionell lief das Ganze so ab: Erst wird das Grab geschmückt mit allem Vorhandenen (Blütenschale, Laternen, Deko-Ständer, Tücher). Dann kommen die Träger mit dem eingesargten Leichnam (in diesem Fall handelte es sich um eine Gemeinschaft acht alter Traditionsträger aus dem Dorf) und stellen den Sarg auf die Bretter über die Gruft. Wenig später bringt der Florist die bestellten Kränze mit Schleifen daran sowie das Sarggesteck. Diese Dinge werden daraufhin entsprechend (so, dass es schön aussieht) platziert. Eine viertel Stunde später kamen dann die Trauergäste. Sie und wir warteten auf den Pastor, der dann auch ankam mit seiner altmodischen Halskrause.

Es konnte losgehen: Man ging langsam zum zwanzig Meter entfernten Grab hinüber, der Pastor mit dem heiligen Buch in den Händen und den Bestattungsleuten in den Fersen (einschließlich mir) der Trauergemeinde voran. An der Grabstelle schließlich angelangt verteilten sich die Gäste, der Pastor konnte mit seinem religiösen Gesülze endlich beginnen. Zu guter Letzt ein Vaterunser und „Asche zu Asche“, trauernde Angehörige, wie sie Sand in die Gruft schaufeln, fertig. Die Träger lassen dann den Sarg hinunter (in klassischer Kluft natürlich, auch die albernen Hüte haben nicht gefehlt), verbeugen sich und gehen.

Nachdem wir alles nochmals fotografiert und abgebaut hatten, kam auch schon der Friedhofsgärtner an, um mit dem Zuschaufeln zu beginnen. Wir fuhren davon und waren zufrieden.

Zum Thema Bestattungen habe ich über den Humanistischen Pressedienst übrigens gerade einen Artikel vom Tagesanzeiger („Der Discount-Bestatter und sein Lockangebot„) entdeckt.

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2 Kommentare

  1. Anonymus
    Oktober 4

    Ich bin über über den Bestatterweblog hergekommen. Bis hierher hat mir die Reihe über dein Praktikum gut gefallen, aber die schlampige/abwertende (z.B.: religiöses Gesülze, alberne Hüte) Beschreibung muss nicht sein.

    Das ist dasselbe, als würden Rentner über die dummen jungen Rotzlöffel von heute reden, die viel dümmer sind, weniger Ahnung haben als sie früher und sowieso nichts können. Wie klingt das in deinen Ohren?

  2. Oktober 5

    Es klingt unrealistisch in meinen Ohren und nicht wie ein passender Vergleich. Schließlich werte ich nicht ab, sondern be-. Ich äußere meine Meinung und Haltung zu Religion und Tradition, die in einem subjektiven Bericht durchaus angebracht sein kann.

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