Praktikum: Tag 15

Das ist es gewesen: Mein schönes Praktikum beim Bestattungsunternehmen. Ein gutes Zeugnis habe ich auch bekommen, hoffentlich bringt mir das Pluspunkte bei der Bewertung meiner Praktikumsmappe. Da kommen alle Tagesberichte hinein, die ich geschrieben habe (siehe hier), auch die zugehörigen Fotos. Aber an dieser Stelle will ich erst noch von meinem letzten Tag heute berichten.

Am Vormittag ist die Inhaberin eines anderen Bestattungsinstitutes gekommen. Sie ist wohl befreundet mit der Chefin, da sie von ihr Unterstützung beim Aufbau ihrer Firma bekommt. Die Frau erzählte von einem Fall, an dem sie wohl gerade zu arbeiten hatte – ein ermordeter Junge sollte beerdigt werden; da die Eltern erzählt hatten, er sei nicht besonders groß, das aber nicht stimmte (später stellte sich heraus, er war knapp zwei Meter groß), hatte man jedoch einen Sarg bestellt, in den er gar nicht hineinpasste. Dementsprechend desaströs war die momentane Situation für die Bestatterin.

Viel schlimmer aber eine weitaus brisantere Geschichte. Jener Bestatterin war von einem anderen Bestattungsunternehmen (einem von den großen Haien) eindrücklich gesagt worden, sie solle doch den Link von ihrer Homepage zum Redner, der unter Anderem für Sie arbeitete, umgehend entfernen, da er ja auch für die gearbeitet hat. Das Unternehmen wolle nicht, dass es so aussieht, als wäre der Redner bei ihr angestellt (habe ich das jetzt so richtig verstanden? Ich bin mir nicht ganz sicher). Der Knackpunkt ist jedenfalls, dass das Großinstitut nur erreichen will, dass die Bestatterin keinen Redner hat.

Ich war immer davon überzeugt, ernste Branchen wie die der Bestatter halten untereinander zusammen, da es ja schließlich um eine sehr wichtige Angelegenheit geht. Aber dass dort so ein Spiel nach dem Prinzip „Große Haie – kleine Fische“ abläuft, hätte ich nicht gedacht. Ist das nicht verrückt?

Fazit

Mir hat mein Praktikum beim Bestattungsunternehmen wirklich sehr gut gefallen. Ich habe täglich neue Dinge erfahren, Interessantes, Beeindruckendes, Erschreckendes, Lehrreiches – einfach viel. Das liegt wohl daran, dass, wie ich bereits erwähnte, der Beruf des Bestatters ein besonders vielseiter, umfangreicher und weitreichender ist. Nichts von dem, was ich gelernt habe, gehörte zu dem, was ich mir zuvor vorgestellt hatte. Dass der Bestatter so viel organisieren, planen, besprechen, regeln muss, habe ich nicht gedacht. Aber im Nachhinein stelle ich fest: Wer sonst täte das alles? Wenn man sich einmal Gedanken darüber macht, wird einem schnell klar, dass der Bestatter kein gruftiger Totenmann ist. Er oder sie ist ein Ansprechpartner in schweren Zeiten, ein Organisator, ein Kommunikator. Einfach alles, was in solchen Situationen getan werden muss, bringt er oder sie in die Gänge.

Jedenfalls sollte das so sein. Dass dem bei den meisten Bestattungsunternehmen nicht so ist, ist bedauerlich, aber wahr. Die Mehrzahl solcher Unternehmen legt nur auf die Wirtschaft den Wert, nicht auf die Angehörigen. Die wiederum wollen oft eine möglichst schnelle und billige Abwicklung der Sache. Im Nachhinein werden sie es aber bedauern: Sie wollen dann auf einmal doch wissen, wo ihr Verstorbener begraben liegt, können das Ganze doch nicht so schnell verarbeiten.

Ich bin froh darüber, dass mein Praktikum in keinster Weise langweilig oder uninteressant war. Sicher ging es nicht allen in meinem Jahrgang so, was eigentlich schade ist – schließlich sollte man die Zeit des Schulpraktikums sinnvoll nutzen und verwertbare Ergebnisse liefern, die einem auch in der Zukunft noch etwas bringen. Ich habe den Berufsalltag kennengelernt, die Bürokratie, die Planung, die – ja, ich muss es noch einmal erwähnen, weil es so essentiell ist – Organisation und das alles. Das Praktikum war ein voller Erfolg.

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Ein Kommentar

  1. Kathi & Marisol
    Juli 13

    Es hat uns total viel Spaß gebracht, deine Praktikumsberichte zu lesen! Du schreibst wirklich genial!
    Wir wünschen dir alles Gute – und lass dich bald wieder blicken.
    Weiterhin viel Erfolg!

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