Sprechen Sie Deutsch?

LächelnNur etwa 25 % aller „Chatter“, die das Kürzel „ROFL“ verwenden, kennen auch dessen ausgeschriebene Form. Es wissen auch nur wenige derjenigen, die hin und wieder ein lockeres „eventually“ über die Lippen gehen lassen, dass dieser Begriff überhaupt nicht „eventuell“ bedeutet.

Sind Anglizismen überhaupt nötig? Muss im Café von Snacks, Drinks, Non-Alcoholics, Cookies und Muffins die Rede sein, unter Jugendlichen von Fuck, Shit, hot und sexy, in der Geschäftswelt von Business Smalltalk und roundabout, im Internet von Social Networks, Tag Clouds und Blogrolls, in der Softwarebranche von Gamern, Cheats und Updates? Wie wäre es stattdessen einfach mit Zwischenmahlzeiten, Getränken, Nichtalkoholischem, Keksen und Küchlein im Café, gut aussehend und schlecht unter Jugendlichen, geschäftlichem Geplaudere und „ungefähr“ in der Geschäftswelt, sozialen Netzwerken, Stichwortwolken und Verknüpfungslisten im Internet und schließlich Spielern, Schummeleien und Aktualisierungen in der Weichwarenbranche?

Gut, auch das klingt eventuell etwas holprig. Doch andere europäische Staaten, wie etwa England oder Spanien, haben es auch organisiert bekommen, eine stets aktuelle Liste mit Übersetzungen fremdsprachlicher, ausgenommener Begriffe zur Verfügung zu stellen. Ich wüsste nicht, wo das Problem läge, dies in Deutschland ebenso umzusetzen.

Nicht, dass ich ein Feind anderer Sprachen als der Muttersprache oder einer des Internationalismus bin, ganz im Gegenteil – ich kann es lediglich nicht ausstehen, wenn der Wortschatz des Menschen immer mehr verstümmelt wird und man schlussendlich als Wortkrüppel umherzieht und sich nicht mehr anders ausdrücken kann als mit „LOL“ oder „Funny“, „Waah!“ oder „Hey“. Es gibt keine lustigen Dinge mehr, keine merkwürdigen, keine Erschreckenden – und auf einmal geht so Einiges über ein gepflegtes „Guten Tag“.

Wird das noch so weit kommen? Und, last but not least: Wird es wirklich so easy-peasy sein, die Leute von ihrem misslichen Sprachgebrauch wegzureißen? Oder ist es etwa TAIE (totally at its end) mit German?

Bild: SXC

Zementblog bei Facebook!    Zementblog bei Twitter folgen!

Hauptspeise

Dessert

Dir gefällt Zementblog? Unterstütze uns mit einer Spende bei PayPal - jeder Beitrag zählt!

9 Kommentare

  1. Mai 15

    Es gibt durchaus Kontroversen zu diesem Thema. Sprache hat sich nunmal schon immer entwickelt und ist kein starres Gebilde. Worte die wir heute benutzen, waren vor ein paar hundert Jahren noch Fremdworte. Das Wort „Ziegel“ stammt z.B. aus dem Lateinischen und die Worte „Fenster“ und „fenêtre“ ähneln sich auch nicht ohne Grund. Sprachästhetische Argumente halte ich in diesem Zusammenhang für nicht zu rechtfertigen. Sie sind einfach zu subjektiv. Die Menschen vor ein paar hundert Jahren haben auch anders gesprochen als wir jetzt und würden das, was wir heute als „guten Sprachgebrauch“ bezeichnen würden, sicherlich auch anders sehen.

    Wichtiger sind hingegen die pragmatischen Gründe dafür, wieso man auf allzu viele Anglizismen an den falschen Stellen verzichten sollte. Dabei helfen einfache Fragen wie z.B.: „Macht das vermeidlich englische Wort meinen Satz verständlicher?“ „Macht das Wort meinen Satz genauer?“ oder „Gibt es eine deutsche Entsprechung des Wortes, welches bekannter ist?“

    Wer würde denn nicht seltsam gucken, wenn man ständig „Mobiltelefon“ statt „Handy“ sagen würde? Wenn man aber statt „Hausmeister“ „Facility Manager“ sagt, dann führt das eher dazu, dass weniger Menschen verstehen wovon man spricht.

  2. Mai 18

    Sehr nachvollziehbar, deine Angaben.

    Sicher kann man manches schon verwenden. Gar nicht so blöd klingt es beispielsweise, wenn jemand von Training oder eben einem Handy redet. Einige wenige Begriffe sind eben schon so fest in unserem Sprachgebrauch, dass sie gar nicht mehr störend auffallen. Es gilt aber dennoch zu verhindern, dass der Anglizismus Überhand gewinnt – wollen wir noch den halben Englisch-Pons in den Duden kippen?

  3. DerKleineHansImGlück
    Januar 18

    Wobei ja „Handy“ und „Wellness“ nun keine echten Anglizismen sind. Es sind von Deutschen erfundene Kunstwörter – aber auch die mag ich nicht.

  4. Januar 18

    Ich würde diese Begriffe nach der Definition des Anglizismus (die z. B. in der Wikipedia „ein Einfluss der englischen Sprache auf andere Sprachen“ lautet) schon dazu zählen. „Handy“ etwa ist dem Angelsachsen ja durchaus ein Begriff – nur eben nicht in Bezug auf das Mobiltelefon.

  5. Januar 18

    Teo: Das sind sehr interessante Gedanken, die Du da einbringst. Sie bringen mich zum Nachdenken, aber doch nicht zum Umdenken.

    Mit Sicherheit war und ist jede Sprache schon immer dem Wandel unterworfen. Durch Kriege, durch Vertreibungen, durch Wechsel der Lebensumstände haben sich Völker seit Menschengedenken vermischt. So ist es auch heute. Aber: Ist es heute genau so wie früher? Ich sage nein, das ist es nicht:

    1. Früher war der Großteil der Bevölkerung von diesem Wandel gar nicht betroffen. Es hat in dem Sinne auch keine Änderung der Sprache gegeben sondern eine Bereicherung. Dieses aber nur bei Hofe, beim Adel, den Kaufleuten. Handwerker und Landarbeiter konnten nicht schreiben, auch nicht lesen. Die redeten weiter ihren Dialekt.

    2. Früher waren von dem Wandel nur Teile Deutschlands betroffen. Z. B. finden wir französische Wörter, die heute eingedeutscht sind (Garage, Vase, Toilette), vornehmlich in durch die französischen Truppen besetzten Gebiete (Napoleon).

    3. Die fremden Wörter wurden eingedeutscht. Es wurden keine Kunstwörter kreiert. Als ich meinen Freund in Florida um ein Handy bat, hat er mich dumm angeschaut. Aber meine Großmutter, die seit 97 Jahren keine Fremdsprache spricht, soll wissen, was ein Servicepoint ist oder ein InterRegio oder ein CityService etc. …

    Die Franzosen kommen sehr gut ohne Fremdwörter aus. Oder sie machen dazu französische Wörter. Das machen wir aber nicht, wir deutschen nicht mehr ein, wir übernehmen die fremde Sprache. Der Jugend fällt es immer schwerer, sich schriftlich zu äußern. Verständlich und fehlerfrei.

    Zunächst konnte ich daher gar nicht glauben, dass das Zementblog von einem Schüler ist. So klare, verständliche und fehlerfreie Kommentare hätte ich nie einem Schüler zugeordnet. Ich freue mich, dass es das noch gibt und beglückwünsche Zementblog zu seinem tollen Ausdrucksvermögen.

  6. Januar 18

    Ich bedanke mich für das Kompliment. Ich finde es gerade in der heutigen Zeit wichtig, eine „ordentliche“ Sprache zu behalten. Man soll ja meinetwegen einen Dialekt sprechen oder einem Jugend-Slang verfallen, aber zumindest schriftlich sollte es dann doch noch lesbar funktionieren.

    Dem sonstigen Inhalt Ihres Kommentars kann ich ganz zustimmen. Sie haben sehr recht damit, dass wir Deutschen mehr dazu neigen, Fremdwörter anzunehmen, als eigene Konstrukte dafür zu bilden. Ein bisschen faul, um ehrlich zu sein. Und auch nicht besonders wohlklingend…

  7. Januar 18

    Dein Ansatz gefällt mir.

  8. September 8

    Oha, das ist ja fast schon ein „Necropost“ (um mal direkt auf das Thema zu kommen). Trotzdem möchte ich noch mal diesen etwas angestaubten Eintrag kommentieren.

    Besonders heftig ist der Einfluss der englischen Sprache im Marketing. Zwar finde ich viele Aspekte dieser Tätigkeit sehr spannend, allerdings macht es wenig Spaß, wenn in „Meetings“ (damit fängt es an) nur von „Performance“, „Passion“ und von mir aus noch „Power“ gesprochen wird. Gerade da man stellenweise schon merkt, dass die Leute die Begriffe verwenden, ohne wirklich zu wissen, was sie genau bedeuten. Sie klingen eben „cool“ und entsprechend packt man sie mal in einen Satz, wenn einem gerade danach ist.

    Da vereinbart man dann kein „Telefonat“, sondern einen „Call“. Aber gut, was sitze ich hier und schreibe… ich muss mal noch ein paar Seiten „updaten“.

  9. linguistin
    November 26

    Bitte streiche „Kekse“ als deutsches Alternativwort aus deiner Liste! Man merkt es kaum, aber es handelt sich bei diesem Wörtchen um einen noch gar nicht allzu alten Anglizismus, den Hermann Bahlsen Ende des 19. Jahrhunderts mit seinen „Leibniz Cakes“ nach Deutschland brachte.

    Hermann sagte Anfang dieses Jahres:
    „Die Franzosen kommen sehr gut ohne Fremdwörter aus.“

    Dass die Franzosen sehr gut ohne Fremdwörter auskommen, wage ich zu bezweifeln. Sie versuchen zwar krampfhaft französische Ersatzwörter einzuführen, mir hat jedoch gerade vor ein paar Tagen ein Franzose gesagt, dass er niemals das französische Alternativwort „courriel“ (courrier electronique = elektronische Post) benutzt, sondern stets „E-Mail“ sagt.

    Ich finde die mit Anglizismen überladene Business-Sprache teilweise auch lächerlich. Aber leider geht es bei Marketing usw. oft um Innovation, und da klingt ein neues Wort nun mal beeindruckender.
    Ebenso Kaffeeladen-Sprache. Aber auch hier haben wir es mit Vermarktung und Werbung, und somit wieder mit Innovation zu tun.
    Und ganz ehrlich: mir geht „Snacks“ einfacher über die Lippen als „Zwischenmahlzeit“ (das ist gewiss nicht bei allen von dir genannten Anglizismen so).

    Letztendlich lassen sich die meisten Anglizismen auf die beiden Grundmotoren des Sprachwandels – Ökonomie und Innovation – zurückführen.
    Man kann nun immer noch zu dem Thema stehen wie man will, ich persönlich jedoch finde es völlig unsinnig Sprachwandel aufhalten zu wollen. Im Übrigen setzt sich von oben verordnete Sprachverwendung oft doch nicht durch, siehe das französische Beispiel.

    Und zur Jugendsprache: die Begriffe dort kommen und gehen, einige werden vielleicht von einer größeren Sprechergruppe übernommen, aber viele verschwinden auch wieder. Keine Sorge also…

    Auf einen Punkt des Autors wollte ich noch eingehen:
    „ich kann es lediglich nicht ausstehen, wenn der Wortschatz des Menschen immer mehr verstümmelt wird und man schlussendlich als Wortkrüppel umherzieht und sich nicht mehr anders ausdrücken kann“
    Das hat rein gar nichts mit Anglizismen zu tun. Diese sind nicht der Grund für eine einsilbige Ausdrucksweise. Schließlich kann man sich sehr wohl differenziert ausdrücken und gleichzeitig Anglizismen verwenden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.