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Über die Verdummungsoffensive der Bild-Zeitung

Bild-ZeitungEiner Kritikseite wie dem „Bildblog“ bedarf es eigentlich gar nicht, wenn man den Verdummungsfaktor des deutschen Volksblatts darlegen will: Man braucht nur einen Blick auf die Titelseite zu werfen. Jeder sieht es, Tag für Tag – ob nun „Wir sind Papst!“ oder „Schäferhund leckt Annemarie G. (46) Krebs weg!“.

Fünfzig Cent, so günstig, da muss der blöde Stereotyp doch zugreifen. Den hat die relativ linke „Tageszeitung“ (TAZ) in ihrer inzwischen wegen des Protestes der Bild-Zeitung verbotenen Kinowerbung treffend dargestellt (und bekehrt; man sehe selbst).

Beginnen wir jedoch mit dem Wort „Verdummung„. Was genau soll das eigentlich sein? Ich meine die Verdummung der Masse durch ein Individuum. In diesem Fall handelt es sich bei diesem Individuum um die Bild-Zeitung. Diese scheint es regelmäßig mit heruntergeschraubtem Niveau auf pure Unterhaltung erwähnten Stereotyps anzulegen, ohne auf sprachliche oder inhaltliche Qualität zu achten. Schlagzeilen wie „Wir sind Papst!“ merkt man sich – sie sind aber trotzdem blöd, ganz gleich, wie populär.

Die deutsche Wikipedia hat die in der Bild-Zeitung verwendete, recht rudimentär wirkende Sprache treffend beschrieben:

„Bild“ arbeitet bevorzugt mit Schlagwörtern und Metaphern. Schlagwörter kommen unter anderem durch Komposition mit Bindestrich zustande, oft auch unter Verzicht auf Adjektive wie bei „Schamlos-Prinz“ statt „schamloser Prinz“. Dabei werden auch ungewöhnliche Kombinationen gebildet wie „Sonnenbrand-Hitze“, „Kostenlos-Parkplätze“, „Maulkorb-Urteil“ oder „Brutalo-Schläger“. Andere Schlagwörter sind Neologismen wie „Blitzeis“ oder „Ramba-Zamba“. Einige davon sind in den allgemeinen Sprachgebrauch eingegangen. Oft kommen Ausrufe, Imperative, besonders hohe oder niedrige Zahlen zur Anwendung. Schlagzeilen werden durch Ellipsen so weit reduziert, dass sie aus möglichst wenigen Wörtern bestehen. Auf abgeleitete und flektierte Formen wird zugunsten von Schlagworteffekten verzichtet, wie bei „Krabbe doch Doping?“ statt „Krabbe doch gedopt?“.

(Quelle: Wikipedia)

Dieser eingeschränkte Wortschatz und das gewollt stumpfe Ausdrücken von Empfindungen, Skandalereignissen et cetera hat sich auf die große Masse der Leserschaft – zumindest einen erheblichen Teil dieser – übertragen. Die allerdings drückt sich nicht gewollt stumpf aus; sie verlernt eventuelle andere Ausdrucksweisen schlichtweg.

Um in Zahlen zu sprechen: Das Käse- und Entenblatt hat 11,49 Millionen Leser bei einer Auflage von 3.155.751 Exemplaren. 1952 hat der Weg dorthin begonnen – und er scheint noch lange nicht vorbei zu sein. Nimmt man an, dass die Leser der Bild-Zeitung in dieser ein informatives, günstiges Tagblatt sehen, so muss man doch erstaunen, wie schlecht es mit unserem Geist steht.

Mehr zum Thema: „Trägt die Bild-Zeitung zur Verdummung bei?“ bei „Gute Frage“ und ein Bericht zum fünfzigsten Geburtstag der Bild-Zeitung von Günter Wallraff; außerdem lesenswert ist das Buch „Strategien der Verdummung“ von Jürgen Wertheimer und Peter Zima.

Bild: M. Korsakov

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4 Kommentare

  1. August 31

    Der Spot der Taz ist echt gut gemacht. Natürlich wehrt sich die Bild dagegen: Ihre Leser sind schließlich Kinogänger – hätte man den Spot vor den Tagesthemen gezeigt, dann wäre es dem Blatt vermutlich egal gewesen.

    Erst gerade eben habe ich auf Bild.de einen Artikel über Oskar Lafontaine gelesen. Was dem Leser da vorgegaukelt wird, ist wirklich erschreckend. Der Autor gibt sich nicht einmal die Mühe, seinen Ärger über den Linken zu verstecken – das nennt man dann wohl „überparteilich“.

  2. August 31

    „Überparteilichkeit“ im Sinne der Bild-Zeitung ist Staatstreue/Arschkriecherei im Sinne der CDU, also meistens rechts und unbedingt gegen links, wie man im von mir nachträglich beigefügten Bild deutlich erkennen kann.

  3. September 1

    Hat man ja in den letzten Monaten schön bei den Wahlaktionen der Bild gesehen: Grüne und Linke wurden da größtenteils gar nicht erwähnt – wozu auch, sind ja nur öko und kommunistisch…

  4. September 1

    Eine „Bild“-Zeitung braucht einen gepflegten, deutschen Anti-Sozialismus, wo kämen wir denn sonst hin? Das linke Pack ist nicht umsonst verpönt, wie man so schön sagt.

    Mal im Ernst: Ich bin in der Linksjugend und finde es eigentlich gut, dass die Linkspartei in der Bild-Zeitung nicht oder kaum auftaucht. Daran sind man ganz schön, dass es sich dabei (noch) nicht um eine der bürgerlichen Großparteien wie CDU, SPD, FDP und Grüne handelt. Allerdings mutiert die Linke scheinbar immer mehr zu einer zweiten SPD (Stichwort Lafontaine).

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