E wie Eigenbeitrag

Aus dem Wörterbuch des Liberalismus

Das ist doch mal ein Wort, auch als Selbstbeteiligung oder Eigenanteil bekannt! Wenn Wörter etwas verschleiern sollen: Hier ist es geradezu beispielhaft gelungen. Es taucht in vielerlei Zusammenhängen auf, vor allem, wenn es um die Kosten für den Erhalt oder die Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit von Menschen geht. Hier sind die Preise nicht von Pappe, fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.

Am Ende eines Monats der Schufterei bekommen Sie, so jedenfalls steht es in Ihrem Arbeitsvertrag, den Lohn. Das sind die Euros, die nach Einbehalt des Gewinns, der Steuern und der Sozialabgaben als Nettolohn auf dem Gehaltszettel stehen. Dort steht zwar nicht, wie viel Gewinn einbehalten wurde, aber auf den Cent genau, wie hoch die beiden anderen Abzüge sind. Die sind unterteilt in Arbeitgeberanteil und Arbeitnehmeranteil.

Das mag Ihnen lächerlich vorkommen. Wahrscheinlich nicht, denn der denkende Arbeiter ist eine Figur aus der Poesie. Dennoch wäre es möglich, dass Sie hier einwenden, dass der Arbeitgeberanteil ebenfalls durch Sie erwirtschaftet wird. Sie liegen da nicht falsch. Somit wären die restlichen Euros, die auf Ihr Konto überwiesen werden, definitiv zu Ihrer Verfügung. Es sei denn, Sie müssen zum Arzt. Dort allerdings kostet der Eintritt 10 Euro. Und sollte es ein Zahnarzt sein, nicht selten noch der sogenannte Eigenanteil.

Das alles suggeriert in geradezu betrügerischer Absicht, das die nicht als Eigenanteil bezeichnete Summe nicht von Ihnen stammt, sondern von – ja, von wem denn eigentlich?

ein Gastbeitrag von FrequentlyWrongAnswers

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Ein Kommentar

  1. Maitol Krczstovczc
    Oktober 8

    Letztendlich sollten eigentlich alle Abgaben, die der abhängig Beschäftigte zu zahlen hat, auch als solche bezeichnet werden. Der „Arbeitgeberanteil“ wird ja nicht aus den Gewinnen des „Arbeitgebers“ bezahlt, sondern direkt als Lohnkosten verrechnet. Meines Erachtens wäre es transparenter, diese Kosten auch ehrlicherweise den abhängig Beschäftigten zuzuordnen. Das Gerede von den Gewerkschaften, Firmen und den Parteien von Lohnnebenkosten, natürlich jeweils aus anderer Ansicht, ist Blödsinn. Ob der „Arbeitgeberanteil“ steigt oder sinkt, macht für die abhängig Beschäftigten keinen Unterschied; ob er sinkt oder steigt, bluten muss letztendlich er dafür.

    Ja, das mit dem Eigenanteil bei den gesetzlichen Krankenversicherungen dient doch nur dazu, diese noch schlechter dastehen zu lassen, als sie es so schon tun und um Kosten zu senken. Nicht die Kosten für die Medikamente direkt, ich denke eher als Schranke, damit sich Leute, die sich genau das nicht leisten können, erst gar nicht zum Arzt gehen; quasi so eine Art Sozialdarwinismus. Profitieren davon tun die Wirtschaft und das Finanzwesen. Bis jetzt konnte mir keiner „meiner“ Abgeordneten erklären, warum private Kranken-/Rentenversicherungen für die Allgemeinheit billiger sein sollen als Gesetzliche. Jeder private Versicherer will und muss Gewinne machen, Provisionen zahlen, Dienstfahrzeuge, AssistentInnen der Geschäftsführung, Werbung etc. bezahlen.

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