Grüne Blätter werden gelb

Handelte es sich bei den Grünen nicht einst um ein linkes Aktivistenbündnis aus Umweltschützern, Menschenrechtlern und Friedensdemonstranten? War das „Bündnis 90“ zu Zeiten der Wende doch ein Wählerbündnis des Aufstands. Und ging es der Grünen Partei der DDR doch um einen ökologischen Umbau des Systems sowie mehr Umweltschutz und eine geschlechtliche Gleichberechtigung.

Ja, darum handelte es sich – einst. Lang ist’s her und vergangen obendrein. Man ist nun bürgerlich – etabliert, wie man von sich selbst so schön sagt. Diese Entwicklung, dieser vermeintliche Fort- und realistischer ausgedrückte Rückschritt spiegelt sich ganz besonders im Saarland wider, nachdem bei einem Landesparteitag eine klare Mehrheit innerhalb der Partei (117 von 150) für die sogenannte „Jamaika-Koalition“, also eine Zusammenarbeit mit CDU und FDP, stimmte.

Der Parteivorsitzende im Saarland, Hubert Ulrich, der diese Koalition den Delegierten empfahl, begründete seine Initiative mit seiner Abneigung gegenüber der Linkspartei: „Zu diesem Mann, zu dieser Partei habe ich kein Vertrauen. Das kann nicht funktionieren.“ Es wundert doch aber sehr, da man im Wahlkampf schließlich noch lautstark tönte, dass Schwarz-Gelb zu verhindern sei. Jetzt kuscht man lieber und stellt sich einfach dazu.

Eine Schwarz-Gelb-Grüne Landesregierung – Gott behüte! – würde den Grünen in ihr ursprüngliches Programm pfuschen, sodass man dann auf einmal gar nicht mehr so sehr mit dem allseits bekannten „Atomkraft – Nein, Danke!“ parolieren kann oder darf.

Aber die Fraktionsvorsitzenden stellen sich uninformiert über das Leben in ihrer Partei und veröffentlichten kurz vor der Abstimmung noch eine „Kampfansage“ gegenüber Schwarz-Gelb – scheinbar entgegen dem Interesse der saarländischen Mitglieder. Diese parteiinternen Unstimmigkeiten sind verwirrend – und werfen die Frage auf, ob die Partei mit einem derartigen Instabilitätspotential über genügend Durchsetzungsvermögen verfügen kann. In der zweiten Strophe der Nationalhymne von Jamaika heißt es „Lehre uns wahren Respekt vor Allen“ – was wollen dann die Grünen mit der FDP, der Partei, die eben keinen Respekt vor allen, sondern nur vor sich selbst hat? Und was mit der konservativen CDU?

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3 Kommentare

  1. Oktober 30

    Interessant dazu auch:

    Unsere Demokratie ist in Not – mehr als allgemein wahrgenommen wird.

    Ein markantes Beispiel dafür ist die Wahl und die Koalitionsbildung an der Saar. „Jamaika-Filz an der Saar“ überschreibt die Stuttgarter Zeitung einen Bericht über die Hintergründe dieses erstaunlichen Vorgangs. (…) Die für manche überraschend zustande gekommene schwarz-gelb-grüne Koalition war offensichtlich in einem Interessengeflecht vorbereitet worden. Ein Fall, der das Gesamtgebilde grell beleuchtet. Berlusconi ist überall. (…)

    Quelle: Nachdenkseiten, 29.10.2009, Albrecht Müller

    In aller Ausführlichkeit hier nachzulesen.

  2. Oktober 30

    Vielen Dank für die Verweise auf diese interessanten Artikel zum Thema. Was sagst du selbst denn dazu?

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