Aus dem Wörterbuch des Liberalismus
Man kann natürlich glauben, dass Freiheit, ja, das knüppelharte Bestehen auf die Durchsetzung der Freiheit, das Kernstück des Liberalismus sei. Beispiele hierfür gibt es nur so wenig wie nötig, um festhalten zu können, dass Freiheit eher als zufälliges Nebenprodukt liberalen Wirkens denn als beharrlich erstrittenes Ziel abfällt. Besser klappt es schon mit Zielen, die man als „Erlangen der Freiheit“ definiert.
Kai ist 27 und hat Jura studiert, lebt mit Julia zusammen und arbeitet wie Julia in einer Rechtsanwaltskanzlei. Sein Spezialgebiet ist Bau- und Verkehrsrecht. Kai verdient schon ganz ordentlich und hat keine Probleme, das Studentendarlehen zurückzuzahlen; Miete und Wohnnebenkosten zahlt er pünktlich. Vor der Haustür parken abends zwei Autos und für Urlaub bleibt genug übrig.
Kai findet aber, dass er zu hohe Steuern zahlt und überlegt sich einen Wechsel in eine private Krankenversicherung. Auf Solidarität angesprochen gibt Kai sich wortkarg und murrt etwas über Leute, die sich mit seinen Steuern und Sozialabgaben einen schönen Lenz machen. Am liebsten würde Kai es sehen, wenn die Krankenkassen privatisiert, die Autobahnen auf acht Spuren verbreitert, der öffentlich-rechtliche Rundfunk abgeschafft und für Erwerbslose Arbeitslager eingerichtet würden. Das sagt er erst seit Kurzem so deutlich, vorerst aber nur auf Nachfrage.
Für Kai wäre die Welt dadurch freier, weniger eingeengt durch eine immer noch zu stark am Gemeinwohl orientierte staatliche Zwangsjacke. Das System der Krankenkassen und Rentenversicherung, findet Kai, ist ein verkappter Kommunismus.
Kai bezeichnet sich als Liberaler. Auch ungefragt.
ein Gastbeitrag von FrequentlyWrongAnswers
Selten so eine schwachsinnige Kritik am Liberalismus gelesen…
Abgedroschene Klischees, Ressentiments und noch dazu billige Polemik („[…] die Autobahnen auf acht Spuren verbreitert, der öffentlich-rechtliche Rundfunk abgeschafft und für Erwerbslose Arbeitslager eingerichtet würden.“).
Als Kritik am Liberalismus kann man die Notizen „Wörterbuch des Liberalismus“ wohl lesen. Darin Klischees zu finden, zeugt von einer Belesenheit, die zu schätzen ist. Wo Polemik billig ist, kann auch eine Marktanpassung erkannt werden. Solltest du der Meinung sein, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk nicht abgeschafft werden darf, die Autobahnen nicht verbreitert werden sollen und Erwerbslose statt in einem Arbeitslager als freie Bürger am kulturellen und die Persönlichkeit entwickelnden Leben teilhaben und teilnehmen sollen, wärst du ein Bruder im Geiste.