Fünfschwanzhunde

Nun habe ich das Kino besucht und bin nicht glücklich. Es handelte sich um den Film „Zweiohrküken“ von und mit Til Schweiger, dem schelmischen Narzissten. Was soll ich sagen? Die Vorführung war kläglich; lang nicht mehr habe ich einen so schlechten Film gesehen.

Schweiger scheint seine zweite Pubertät in vollen Zügen mit Nora Tschirner an und auf seiner Seite kinematisch zu durchleben. Von der Süddeutschen Zeitung als „Pups- und Peniswitze“ und vom Spiegel als „Schwänzchen in der Krise“ betitelt, folgt ein niveau- und geistloser Flachwitz dem anderen. Es ist schon fast anstrengend, solchen Klamauk zwei geschlagene Stunden über ertragen zu müssen.

Aber geschickt hat der liebe Til seine Fortsetzung von „Keinohrhasen“ an die Öffentlichkeit gebracht. Eine Pressevorführung ließ er nämlich sein, sodass kein Kritiker vor Erscheinen über die Beziehungskomödie berichten konnte. Einige bekannte Blätter wollten das aber trotzdem tun (unter anderem, wer hätte es anders erwartet, die Bild-Zeitung) und schrieben einfach von einem tollen Film, einer gelungenen Fortsetzung, der Unterhaltung des Jahres und so weiter. Das Übliche – und niemandem ist es aufgefallen, sodass einige erwartungsvolle Kinobesuche garantiert drin waren.

Ein weiterer Punkt, der gleich zu Beginn eine gewisse Abneigung weckt, ist die Filmmusik. Man fühlt sich, als hätte man die Warteschleife der Deutschen Telekom am Hörer. Permanent hat man ein vom schlechten Schauspiel leicht ablenkendes Gesirre in den Ohren, das die Wirkung natürlich „viel intensiver“ werden lässt. Ja, so kommt einem der Film noch beschissener vor. Man verzeihe mir die ungehobelte Ausdrucksweise in solch harten Kraftausdrücken, aber ich komme nicht umhin zu klagen. „Zweiohrküken“ ist definitiv ein weiteres Zeugnis für die allgemeine Verdummung und Entniveauisierung der Gesellschaft durch blöden Witz und miteifernde Medien. Schön für Til Schweiger, der macht massig Kohle mit wenig Leistung.

Ich muss ja zugeben: Ich habe gelacht. Der Abend im Filmtheater ist ein amüsanter gewesen. Das steht für den Leser nun wohl im krassen Gegensatz zu obigem Absatz („…kläglich…ertragen müssen…“, siehe oben). Aber wer lacht nicht über Slapstick und Albernheiten? Jeder wird gelacht haben. Insofern hat man sein Geld vielleicht nicht ganz verschwendet. Doch lache ich nicht allzu gern über Niveaulosigkeiten. Schon gar nicht im Film; höchstens unter Freunden, das übliche Herumgealbere, man kennt es. Dann ist es witzig. Was will mir ein Film sagen, der, sämtliche Beziehungsklischees ergießend (man nennt es „Situationskomik“), ausschließlich mit Unfug unterhält, den kein Mensch braucht?

Noch dringend hinzuzufügen ist, wie anstrengend Til Schweigers Streben nach einer amerikanischen Identität ist. In diesem deutschen Film steht „Phone“ auf den Telefonzellen, die Großstadt-Aufnahmen erinnern in ihren Einstellungen nicht zu schwach an Hollywood-Filme und immer wieder fallen Redewendungen und Gesten oder Mimiken auf, die dadurch, dass sie eigentlich nur den US-amerikanischen Schauspielern eigen sind, Fehl am Platze wirken.

Worum geht es eigentlich in dem Film? Ganz einfach: Um nichts. Zwei langweilige Menschen sind zusammengezogen. Die Ex von ihm taucht wieder auf, der Ex von ihr dann natürlich auch. Eifersucht, Herzschmerz, Wiedervereinigung, Ende. Peinlich: Die letzten Szenen, in denen Schweiger einen Brief an Tschirner vorliest und sich an all die schönen Momente zurückerinnert. Beschämende, fröhliche, traurige, aufregende Situationen – währenddessen werden Bilder eingeblendet, bei denen ich einfach nicht mehr konnte. Das war nichts anderes als Bier-Werbung! Wer erinnert sich nicht, „genau mein Bier“ und ein Mann am Strand auf der Düne, die Gräser wiegen im Wind – selbst die Farbgebung hat exakt gestimmt. Nun weiß ich auch das passend beschreibende Adjektiv für dieses unangenehme Kino-Erlebnis: Friesisch-herb.

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3 Kommentare

  1. Dezember 11

    Und hier möchte ich mir jeglichen Zusammenhang mit dem guten Bier verbitten. Über die schlechte Werbung desselben brauchen wir nicht zu diskutieren.
    Siehe auch Wikipedia.

  2. Dezember 12

    Mag sein, dass du für das „gute Bier“ stimmen musst – auch wenn mein Herz als Hamburger natürlich vielmehr für Astra schlägt -, aber dagegen sagte ich auch nichts. Es gibt Menschen, die mögen Jever. Es gibt Menschen, die mögen Beck’s. Es gibt Menschen, die mögen beides nicht. Und es gibt Menschen, die müssen ihr Bier so debil wie nur irgend möglich verkaufen. Jever – ein selten dämlich präsentiertes Produkt, so gut es dir auch schmecken mag.

  3. Dezember 24

    Da muss ich Dir leider recht geben. Es ist wirklich selten dämlich präsentiert.
    Bei den vorherigen Sätzen stimme ich Dir aber auch zu.

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