Wort zum Alltag (Dezember)

Lieber Barack,

Obama-Kürbisfrohe Weihnachten und herzlichen Glückwunsch nachträglich zum Friedensnobelpreis. Wahrhaft: Das ist erstaunlich! Auch, wenn du noch nicht viel geleistet hast (außer Charisma und Cleverness), will man dich scheinbar mit aller Kraft in die Geschichte einmeißeln. Verständlich, da es in diesen Tagen doch so selten Anlass zum Jubeln gibt. Es werden einfach zu viele Arschlöcher geboren.

Du aber – das meine ich ernst – zählst nicht zu diesen Arschlöchern. Auch nicht zu den Brschlöchern. Ich habe nichts gegen dich! Nur: Reicht das, was du bisher getan hast, wirklich für eine so große Ehre, nein Bürde wie den Nobelpreis? Den hast du für deine „außergewöhnlichen Bemühungen zur Stärkung der internationalen Diplomatie und zur Zusammenarbeit zwischen den Völkern“ bekommen (Norwegisches Nobel-Komitee) – oder doch nur, weil die Jury beim allgemeinen Hype mitmachen wollte?

Wer wird hier für Friedensarbeit gelobt? Jener, der zur Stärkung der Nato im Kampf gegen die Taliban weitere 17.000 Soldaten in den Krieg schickte? Du bist gemeint, Barack. Es ist zwar so, dass du große Pläne hast und zur Verwirklichung dieser schon auf dem richtigen Weg bist – trotz deiner beeindruckenden Reden und lobenswerten Initiativen aber wirkt die Preisverleihung „wie der Medaillenregen auf einen Marathonläufer, der gerade den ersten Kilometer absolviert hat“ (Spiegel Online).

Ich wünsche dir viel Erfolg auf deinem weiteren Weg; bin aber gespannt, ob du noch etwas Spürbares leisten wirst. So gut du die Redekunst auch beherrschen, so viele Anhänger du auch haben magst, so verfrüht kommt auch der Friedensnobelpreis für noch Unvollbrachtes. Aber zum Glück ist ja noch Zeit.

Erwartend,

Jan

Brschloch des Monats

Karl-Theodor zu Guttenberg

Guttenberg (CSU)„Ich darf in aller Klarheit sagen, dass Oberst Klein mein volles Verständnis dafür hat, dass er angesichts kriegsähnlicher Zustände um Kundus, angesichts anhaltender Gefechte in diesen Tagen, bei denen in diesen Tagen auch deutsche Soldaten verwundet wurden, unter seinem Kommando in diesen Monaten auch deutsche Soldaten gefallen sind, er – Oberst Klein – subjektiv von der militärischen Angemessenheit seines Handelns ausgegangen ist. Dafür hat er mein Verständnis. Und ich zweifele nicht im Geringsten daran, dass er gehandelt hat, um seine Soldaten zu schützen (…).

In Afghanistan wird auch künftig der Einsatz militärischer Gewalt notwendig sein, leider. Unsere Soldaten müssen sich schützen und verteidigen können. Und sie müssen den schwierigen und fordernden Auftrag in der ganzen Breite des Spektrums ausfüllen.“

(Guttenberg am 3.12. in der Bundestagsdebatte)

Wie wäre es, wenn man nicht nur an deutsche Soldaten, sondern auch an zahlreiche ermordete Zivilisten dächte?

Bilder: SXC, Dirk Vorderstraße

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Ein Kommentar

  1. spill
    Dezember 26

    Das ist zwar ein bisschen ab vom Thema, zugegeben, aber verknüpfungswürdig, denke ich – Interview mit Fußball-Trainer Jürgen Klopp:

    „Ich habe in einem Motivationsbuch einmal gelesen, dass in der alten Sowjetunion Schwimmer tatsächlich hypnotisiert wurden – und zwar so, dass sie glauben mussten, die Haie seien hinter ihnen her. Sie sind tatsächlich schneller geschwommen. Das Problem ist nur: Nach der ersten 50-Meter-Bahn will man schnell raus aus dem Becken! 200 Meter gewinnst du damit also nicht. Motivation ist immer eine Frage der Dosierung.“

    (Süddeutsche Zeitung)

    Trifft eigentlich doch genau den Punkt. Schnellmotivationsschwimmer Obama ist also der, der mit höchster Motivation an den Start geht… Na ja… mit der harten politischen Realität (Intrigen-Geklüngel etc.) konfrontiert. Und beim Erreichen des Beckenrandes ist er bislang noch nicht panisch herausgesprungen. Nee, nee, der wendet und schwimmt den Haien aggressiv wieder entgegen. Der macht bisher einen guten Job.

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