Der Joghurt mit der Macke

Alles Gerüchte, oder was?

Wer kennt das Gerücht nicht, dass das Unternehmen der allseits beliebten „Müllermilch“ hinter den Kulissen hohe Geldsummen an die NPD spendet? Und man munkelt auch, die Milchprodukte der Molkerei Alois Müller seien genmanipuliert – stimmt das? Alles Fragen, die ich im folgenden Artikel klären möchte – es ist eben doch das Meiste, im wahrsten Sinne des Wortes, mit Vorsicht zu genießen.

Unterstützung der NPD?

Vielleicht zählen Sie ja zu denen, die per E-Mail einen Aufruf zum Boykott der Müller-Unternehmensgruppe erhielten – lang ist es her. Darin wurde im Peter Lustig-Stil („Das ist der Herr Müller. (…) Klingt komisch, ist aber so.“) die Geschichte von Theo Müller erzählt, dem Gründer der nach ihm benannten Unternehmensgruppe, zu der auch die Molkereien Alois Müller sowie Weihenstephan zählen. Es werden viele gut begründete Argumente gegen das Unternehmen genannt, die auf den klassisch harschen Kapitalismus desselben anspielen – beispielsweise wird beschrieben, wie die „Müllermilch“ in Flaschen umgefüllt wurde, die 100 ml weniger umfassen und trotzdem genauso viel kosten.

Alles schön und gut – und sicherlich vertretbar. Doch dann endet der Text plötzlich mit einer aus der Luft gegriffenen Behauptung, deren Richtigkeit als selbstverständlich dargestellt wird:

„Und an alle, an denen das noch vorbeigegangen ist: Der gute Herr Müller unterstützt seit Jahren die NPD durch Parteispenden – die ist nämlich sein guter Freund. Ein noch viel wichtigerer Grund, die Sachen im Regal stehen zu lassen!“

(Quelle)

Nachdem dieses Gerücht in die Welt gesetzt worden war, entschlossen sich viele Haushalte dazu, keine Müller-Produkte mehr zu kaufen. Die fälschliche Annahme verbreitete sich wie ein Lauffeuer, nicht zuletzt, weil es sich um ein Totschlag-Argument handelt. Theo Müller selbst aber distanzierte sich öffentlich von der Behauptung und argumentierte mit der Tatsache, dass er Mitglied in der CSU ist und es somit abwegig wäre und dem Ansehen seines Unternehmens doch nur Schaden zufügen würde, unterstützte er er eine Partei des politischen Extremismus.

Produkte aus Gen-Milch?

Des Weiteren ist immer mal wieder die Rede davon, dass die Molkereien, die Müller beliefern, Gen-Mais verfüttern. Somit ist die Milch, der Joghurt und alles andere genauso, wenn auch indirekt genmanipuliert. Das leuchtet ein und – wir wissen hoffentlich alle um die negativen Effekte der Genmodifizierung – ist kein schlechter Grund, sein Geld nicht bei Müller zu lassen. Stimmt das Gerede denn auch? Darauf gibt es eine klare Antwort: Ja!

Verschieden Umweltschutz-Initiativen protestierten vor mehreren Firmenzentralen gegen die „Gen-Milch“. Nachdem es zu gewalttätigen Übergriffen seitens des privaten Sicherheitsdienstes der Firma sowie des Geschäftsführers Theo Müller in persona gekommen war, wurde letzterer schließlich zu einer Geldstrafe von 45.000 Euro verurteilt. Das Oberlandesgericht Kölns urteilte zudem, dass die Produkte des Konzerns weiterhin als „Gen-Milch-Produkte“ bezeichnet werden dürfen (Wikipedia).

Und die Moral von der Geschicht?

Sei beim Gerede vorsichtig! Wir dürfen uns nicht von verbreiteten Gerüchten irreführen lassen, sollten aus diesem Wust um die Milch aber auch die Fakten herausfiltern. Es ist eben immer auch ein Stückchen Wahrheit dabei. Trotzdem darf man nicht vergessen, sich selbst einmal über solche Dinge schlau zu machen. Vielleicht ist Müller kein vorbildlicher Konzern und ein Paradebeispiel für die Ausmaße des Kapitalismus, aber die Finger in den Finanzen der NPD hat er ganz sicher nicht.

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8 Kommentare

  1. Januar 13

    Abgesehen davon, dass diese „Milch“ in jeder Geschmacksvariation billig und künstlich schmeckt: CSU?! Dann kauf ich’s weiterhin nicht.

    Spaß beiseite: die Aufklärung find ich gut.

  2. Januar 13

    Ja, sicher, die CSU ist auch keine berauschende Alternative. Zwar nicht ganz so rechts, hat aber genauso wenig im Kühlregal zu suchen.

    Aber wollen wir auf alles verzichten, weil hinter den Kulissen Politik, Verbrechertum oder Genmodifikation stecken? Schau dir doch mal die Billigmarken bei Aldi an: Im Kleingedruckten sieht man dann so etwas wie „T.M.A. GmbH“, hinter der nichts weiter als die Theo Müller Aretsried GmbH steckt (siehe Pantoffelpunk).

    Allesamt haben sie ihre Leichen im Keller, von denen der Verbraucher schön abgelenkt wird. Ich könnte auch auf Kaufland, Saturn oder Lidl verzichten – schließlich alles große Konzerne, von denen man immer wieder Neues über deren Geschäftsabwicklungen oder Umgang mit Angestellten hört. Ich verzichte aber nicht – weil ich ein Konsument bin. Ich könnte stattdessen aber auch zum Prosumenten werden und alles, was ich konsumiere, selbst produzieren. Die benötigten Dinge zur Produktion wiederum muss doch irgendwo kaufen – also hat sich’s auch damit, das Geflecht des Kapitalismus ist einfach zu umfangreich.

    Und statt dass man mit wahren Argumenten zum Müller-Boykott aufruft, denkt man sich dann so etwas flaches wie das NPD-Gerücht aus! Was für ein Unfug.

  3. Januar 13

    Das mit der CSU wollte ich auch grad sagen.

    „Wir wissen hoffentlich alle um die negativen Effekte der Genmodifizierung.“

    Wissen wir das? Wo du schon korrekterweise darauf hinweist, dass Fakten besser als Gerüchte sind, sollte auch ein Link zum umfangreichen Abschnitt „Gesundheitliche Auswirkungen“ des „Grüne Gentechnik“-Artikels der Wikipedia Platz finden, denn auch da ist eine differenziertere Betrachtung angebracht als dein pauschaler Einschub…

  4. Januar 13

    Entschuldige, du hast natürlich Recht. Ich werde den Link sogleich einfügen – da hätte ich ob meiner Eile noch etwas mehr recherchieren sollen.

  5. Januar 14

    Müllermilch hat(te) Dieter Bohlen als Werbemaskottchen – das reicht schon, um den Laden für ewig mit Antipathien zu erinnern.

    Die Geschichte mit dem NPD-Gerücht hingegen ist echt böse, aber auch nicht mehr ganz frisch. Man wundert sich doch, wie lange solche urban legends überleben.

    Aber wieso soll’s anders laufen als bei ICQ-Hoaxes um blaue Blumen und andere Kettenmails, die sind ja auch nicht totzukriegen.

    @ cimddwc: Ja, weiß man. Ich weiß zumindest, dass ich das Pippi „Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt“ Langstrumpfige Credo der Lebensdesigner nicht will und dass die Auswirkungen dieser Denke verheerend sein werden. Sie werden beim optimierten Saatgut und beim Insulin-Bakterium nicht aufhören. Sie wollen die Welt verschlimmbessern. Eine Risikotechnologie, schlimmer als Atomkraft und noch weniger rückholbar.

  6. Januar 14

    Für mich macht schon die Tatsache, dass Protestierende gewaltsam zurückgehalten wurden, weil sie etwas gegen Müllers Gen-Milch hatten, den entscheidenden Grund aus, deren Ware nicht zu kaufen. Beim Wocheneinkauf heute musste ich jedoch feststellen, dass der Joghurt, den wir seit Jahren bei Aldi kaufen, in Wahrheit auch nur ein weiteres Produkt der „T.M.A. GmbH“ ist.

  7. Januar 17

    Ein guter Beitrag, sowas liest man ja eher selten. Egal, um was für ein Gerücht sich es gerade handelt, ob nun Müllermilch oder etwas anderes – es lohnt sich einfach immer, die Hintergründe zu betrachten. Kommt auf jeden Fall in meine Bookmarks und wird weitergereicht, wenn es mal wieder zur Sprache kommt.

  8. Januar 17

    Schön, dass dir der Artikel gefallen hat. Deiner Aussage kann ich nur zustimmen – man sollte Unklarheiten immer selbst überprüfen, ehe man vorurteilbehaftet handelt.

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