Wort zum Alltag 4/10

Lieber Jesus,

sei mir nicht böse, dass ich deiner Religion keinen Millimeter folge. Trotzdem will ich einmal mit dir reden – vor einigen Wochen empörte man sich ausführlich über das April-Titelblatt des Satiremagazins „Titanic“ (Kirche heute), das mit seiner „verhöhnenden“, „unüberbietbar besudelnden“ und „primitiven“ Darstellung deiner Person ausschlaggebender Teil einer antikatholischen Hetzkampagne sei (Kath.net). Ausschlag gibt mir erst die Argumentation deiner Anhänger (auch: „Follower“), die unter anderem eine Geld- oder Freiheitsstrafe für die verbrecherischen Satiriker aus Frankfurt fordern.

Aber was mich wirklich interessiert: Stört dich das Titelblatt? Stört es dich nicht vielmehr, dass deine Gefolgschaft die Szene deiner traumatischen Kreuzigung als Symbol verwendet; seit eh und je? Ist das nicht furchtbar sadistisch? Da ist die Parodie doch nur legitim. Und wirklich witzig – besonders durch ihren aktuellen Bezug, den die Kritiker übrigens gänzlich ausblendeten, kaum einmal ansprachen. Hier trennen sich die Kritiken in ihrer Interpretation als Grundlage – schließlich kann man den obszönen Akt auch als freundliche Leidenserleichterung verstehen. Aber Homoerotik hat in der katholischen Kirche bekanntlich sowieso keinen Platz.

Weiterhin viel Vergnügen,

Jan

Pfiffikus des Monats

Arno Frank

Ich halte mich für einen humorvollen Menschen, immer für ein Späßchen zu haben. Etwa für den Spruch: „Paulus schrieb an die Irokesen: Euch schreib ich nicht, lernt erst mal lesen!“ Frech? Klar, aber doch auch pfiffig, oder?

(Frank in der taz zum Titanic-Cover-Skandal)

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3 Kommentare

  1. Mai 3

    Ach ich finde die Realsatire der Kirchenanhänger super. Ist auch eine echt tolle Seite in der neuen Titanic geworden, wobei das Zitat rechts unten natürlich am schönsten ist :)

  2. Mai 3

    Ja, die Kritikflut der Katholiken zum Titanic-Cover hat tatsächlich in einer Realsatire gemündet und dazu geführt, dass man nur noch lautstarker über das Titelblatt lachen kann.

  3. Mai 7

    Super!! Das kannte ich noch gar nicht. Die Wahrheit tut weh! Darum regen sich die Gemüter auf!

    Das wollen nicht die Täter sehen, aber auch diejenigen nicht, die nicht einsehen wollen, welch lustlodernden Popen sie ihre Kinder ausgeliefert haben.

    Ich habe mich auch schlapp gelacht als ein ehemaliger Klosterschüler die Täter verharmloste.
    Er meinte, dass er geschlagen worden sei, aber das habe ihm nur gut getan.

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