K wie Konsum

Aus dem Wörterbuch des Liberalismus

Spätestens seit dem Wirtschaftswunder – wie immer kein Wunder, mangelte es doch an allem – ist dem deutschen Proletariat klar: Nicht Kommunismus, sondern Konsumismus ist die einzig erstrebenswerte Lebensform. Damit ist auch schon lange Schluss, denn nachdem man die Versorgung der Bevölkerung nahezu flächendeckend mit industriell hergestellten Lebensmitteln und anderen Waren sicherstellte, ist Konsum Pflicht. Es wird auf Teufel-komm-raus produziert, was man gefälligst zu konsumieren hat, sonst bricht „die Wirtschaft“ zusammen.

Liberale sehen dies so, sagen aber (man macht schließlich Politik): Sofern zu wenig konsumiert wird, fließt eben zu viel Geld an den Staat. Daher die ewige liberale Parole: „Steuern senken!“ Man weiß natürlich, dass die Wirtschaft ohne den Staat nicht existieren kann, also fordert man in dieser Glaubensrichtung auch immer, der Staat möge sich aus allem zurückziehen, worin die Privatwirtschaft erfolgreicher sei. Und da gibt es eigentlich keine Grenzen. Somit wäre der Staat bei optimalen Konsumbedingungen nur dazu da, den Konsument, pardon: Bürger, zum Konsumieren und solche Privatunternehmen (Armee, Polizei, Justiz, etc.), die das Wohl des Konsumismus verteidigen und erweitern, zu Steuern anzuhalten (s. Regulierungsbehörden).

Momentan hat man allerdings ein Problem mit dem Konsum der Nichtproduzenten, sprich: Hartz IV-Gesocks. Das muss selbstverständlich geändert werden und im Rahmen einer Krisenbewältigung spricht alles dafür, diesen Ausschuss zunächst zu diffamieren und mit Hilfe der Medien zu kriminalisieren. Ist dies erfolgreich, kann man mit Fug und Recht die Akzeptanz von Lebensmittelgutscheinen und Wohngeldpauschalen statt Geldzahlungen ganzflächig durchsetzen. Schließlich ist das Bewohnen einer Behausung und das Schlangestehen bei der Vergabe von überflüssigen und kurz vor dem Verderb stehenden Lebensmitteln auch eine Art von Konsum.

Damit wäre zwar die Welt noch nicht in Ordnung, aber die Sache wäre wenigstens im Sinne der Leistungsträger geregelt. Die sind, was im Hinduismus die Oberkaste ist und wenigstens ordentliche Konsumenten, die sich nicht mit dem Muckefuck von Aldi (diese Woche: 1 Pfund Kaffee, zwei Euro fünfundneunzig) zufrieden geben, sondern die Nespresso-Werbung für das Gebot der Stunde halten (George Clooney-Kaffee, 70 Euro das Kilo).

Und recht hamse, sagt doch der berüchtigte Wirtschaftswissenschaftler G. Westerwelle: „Sie sind es, die den Karren ziehen, meine sehr geehrte Damen und Herren.“

ein Gastbeitrag von FrequentlyWrongAnswers

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