Wohnortvergewaltigung

Unser aller geliebtes Bergedorf, einst ein hübsches Plätzchen am Rand von Hamburg, ist auf den Strich gegangen – es hat sich vom Zuhälter Stadtmarketing prostituieren lassen. Für Geld – und nur für Geld allein – wird aus dem gemütlichen Stadtteil und Bezirk eine Innenstadtallegorie, ein surreal aus dem Boden und zwischen die kleinen Lädchen gestampfter Bonzenmagnet. Ein großer Hai, der die kleinen Fische frisst, verkörpert durch dekadente Betonklötze, die mehr Raum (das heißt dann „Saal-Ambiente“) als Arbeitsplätze bieten. Das Ganze ist ein schier endloses Bauprojekt – hier und dort gibt es immer wieder etwas zu restaurieren, abzureißen oder neu zu errichten -, das öffentliche Gelder in einem Fahrradparkplatz, drei „Shopping-Centern“, futuristischen Pflastersteinen sowie einem monumentalen Filmtheater an Ort und Stelle der jetzigen Postzentrale des Bezirks versenkt. Kein schöner Land in diesen Monden! Ganz hässlich grau und groß und grässlich.

Apropos Bonzenmagnet – ja, wir können auch hier den Zungenbrecher „Gentrifizierung“  – oder, für Freizeit-Amis, „Gentrification“ – anwenden: Bergedorf wird umstrukturiert. Das Geld wird zum Fenster hinausgeworfen, obwohl die Kommunen gleichzeitig nach Anweisung von ganz oben (Stichwort Sparpaket) sparen sollen. Das interessiert die Investoren jedoch reichlich wenig, wollen sie doch viel lieber zeigen, wieviel Karat die Diamanten an ihren Fingern haben. Weil sie so schön funkeln und glänzen, kommen die, die sich’s leisten können, in Scharen. Sind sie einmal da, sollen sie nicht mehr gehen – denn sie haben mächtig Asche in der Tasche und geben zur Not auch mal doppelt so viel für ein und denselben Plünn aus. Also setzen die Herren vom Stadtmarketing alles daran, die Gäste aus den Villenvierteln mit neuen, schicken Wohnsiedlungen und einem attraktiven Konsumentenparadies (inkl. Baumwolldisko und noch supererem Markt) am Fleck zu halten.

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