Gold für die Niedertracht

Sarrazin bleibt in der SPD – sein Rassismus offenbar auch

Die SPD ist schon sehr lange eine Partei des Bürgertums, die aus den Arbeitern, deren Interessen zu vertreten sie vorgibt, eine Marke gemacht hat, die eine vorzeigbare Wählerschaft sichert. Das Image des Sozialen bleibt an ihr haften, egal was sie tut. Worum es auch immer geht: Die Position der SPD, ob herausgekleckert oder -geklotzt, gilt gemeinhin als die sozial ausgeglichene, als die kritisch-oppositionelle links von der Mitte. Niemand wird sich darum kümmern, ob mit dieser oder jener Gesetzgebung oder Äußerung nun den Arbeitern unter die Arme gegriffen oder das letzte Hemd vom Leib gerissen wird, denn die Beurteilung und Diskussion ebendieser Gesetzgebung oder Äußerung wird niemals den betroffenen Arbeitern selbst obliegen; das wäre zu hinderlich.

Es steht einer täuschend sozialen Politik in der Tradition der ideologischen Begriffsausdehnung also nichts im Wege – nicht einmal der mündige Wähler in der Demokratie, der schließlich als Pawlowscher Hund beim Namen „SPD“ an nichts mehr denken kann als an die eigene Bedürfnisbefriedigung und, gefangen in diesem Perpetuum Mobile, selbige Partei immer wieder zu wählen sich gedrungen fühlt. Zugegebenermaßen lässt sich dieses Bild auf jedes konsumierbare Produkt – und damit auch jedes parlamentarische Stück vom Kuchen – übertragen, charakteristisch für die SPD ist es also längst nicht. Charakteristisch ist jedoch, dass dieser Verein, begründet von sozialistischen Kräften, die sich noch ganz explizit auf marxistische Ideen bezogen, wie kein anderer mit seiner Deutungshoheit der Sozialdemokratie umzugehen weiß. So ließen sich ohne Schwierigkeiten Hartz IV, Krieg und nun auch unverhohlener Rassismus als „sozial“ verkaufen.

Die sozialdarwinistischen, xenophoben Äußerungen des SPD-Mitglieds Thilo Sarrazin, veröffentlicht in der nüchtern-diplomatischen Hetzschrift „Deutschland schafft sich ab„, seien hier nicht aufs neue ausgebreitet und vervielfältigt; dessen haben sich nun schon genug Medienvertreter angenommen und sich leidenschaftlich darin vertieft. Man kann mittlerweile davon ausgehen, dass der nationalistische Grundgedanke, um den es letztlich in all den nachfolgenden Debatten, Talkshows und Kommentaren ging, weitgehend verstanden worden ist: Menschen mit Migrationshintergrund sowie islamischer Religionszugehörigkeit verdummten, ja überfremdeten der Deutschen Land. Türkische Gemüsehändler und „Kopftuchmädchen“ seien konsequenterweise nicht weiter willkommen.

Für derlei Schlussfolgerungen und Positionen ist ein verstärkt verinnerlichter Nationalismus nicht nur Grundvoraussetzung, sondern auch unabdingbare Konsequenz. Dass dafür in der Sozialdemokratischen usw. Platz ist, darf mit Blick auf die einmalige ideologische Zerfallsgeschichte jener Arbeiterpartei nicht wundern. So hat man letzten parteiintern entgegengesetzten Bestrebungen die Luft genommen, einen Ausschluss des Genossen Sarrazin zu bewirken.

Damit wird viel Segensreiches für die Zukunft der SPD getan: Man gesteht sich kein Fehlverhalten ein – stattdessen weist man jeglichen Fauxpas im Fall Sarrazin von sich. Um Schlimmeres zu verhindern, sichert man sich außerdem ein breites Spektrum an Stammtischwählern und Biologisten. Folge: Man verhindert überhaupt nichts, sondern holt das Schlimme eben ins eigene Boot, damit niemand merkt, dass es schlimm ist. Auf dieselbe Weise funktioniert auch die herrschende Extremismustheorie: Wir können nichts falsch gemacht haben, denn alles Falsche findet wahlweise im rechten oder im linken Extrem statt.

Sarrazin, ein Extremist der Mitte, darf also auch in Zukunft seinen rassistischen Tendenzen nachgehen – nicht nur bestärkt in seinen Ansichten sondern sogar belohnt dafür, muss er sich also für nichts schämen, muss nichts bereuen und muss nichts an seinem Verhalten ändern. Es ist herrlich, wie das deutsche Bürgertum – bei aller noch so scharfen Kritik, die gefallen ist – alles absegnen und bestätigen kann, ohne dass es jemanden stört. In ein paar Tagen (zur Zeit ist ja genug los) wird das alles vollends unter den Teppich gekehrt und der SPD-Wähler wieder in seinen ganz normalen Arbeitsalltag zurückgekehrt sein.

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