Ich erinnere mich
nicht mehr an dich.
Deine lächelnden Lippen
hab ich vergessen.
Dein liebes Lachen
ist mir fremd geworden.
Deine kalten Hände
kenne ich noch.
Dein schwerer Atem
ist mir geblieben.
Deine einsame Träne
bricht mir das Herz
und ich will an dich denken,
nur fällt mir nichts ein –
Doch du weißt, wer ich bin
und wir kannten uns lange,
lange genug um uns
oft zu begegnen.
***
Nur Wörter hab ich,
kein Bild im Kopf:
Du meine Schwester
Ich dein Brüderlein
Wir in Balance auf
der Mauer des Nachbarn
Greifen nach Pflaumen –
ein Bein in der Luft,
ein Arm zum Ast –
das Obst in die Taschen
„Diese da!“
Und diese da
war diese die
das zweite Bein erhob.
Du meine Schwester
Ich dein Brüderlein
Ich in Balance auf
der Mauer des Nachbarn
Du das Häufchen
das unten im Gras
die Halme küssend
die Pflaume greift.
***
Wo ist dein Lächeln?
Wo dein Lachen?
Sie sagten mir: Geh
zum Friedhof, Junge.
Da waren nur Steine
da war nur das Schweigen
da war kein Fangenspielen
da war kein Pflaumenstehlen.
Sie sagten: Der Stein –
das bist du. Doch warst du nicht anders?
Warst du das Kleidchen?
Warst du das Kichern?
Warst du die Mauer?
Warst du das Gras?
***
Gestern war ich beim Nachbarn
Da habe ich dich im Gras liegen sehen.
Da lief deine Träne
deine einsame Träne
Doch da war auch wieder dein Lächeln
Und es hat mir verraten:
Immerhin hast du jetzt
Pflaumen im Himmel.
Sehr schön (:
Echt berührend!
Auch Jahre, nachdem ich es hier das erste Mal gelesen habe, lässt es mich nicht mehr los. Danke für dieses Werk.
Das freut mich sehr, Dankeschön!