Geldspeicher knacken!

Welche Haltung haben wir zu Reichtum, Schwerreichen und Abgaben? Kann man von Millionären verlangen, dass sie mehr abgeben? Liesse sich die europaweite Schuldenkrise durch Reichensteuern loesen?

Zuerst muesste man klaeren, wer „die Reichen“ ueberhaupt sind. Reich ist, wer mehr verdient, als er fuer seinen Lebensunterhalt benoetigt. Reich ist, wer im Ueberfluss lebt. Reich ist, wer so viel Platz in seinem Haus hat, dass er Hausangestellte bezahlt, die sich um die Instandhaltung seiner Residenz kuemmern. Kurzum: Wer reich ist, hat nicht mehr alle Tassen im Schrank. Wer reich ist, fluechtet vor der Realitaet. Wer reich ist, kennt den Reichtum des Lebens nicht.

Wie heisst es so schoen: „Money must be funny / In a rich man’s world!“ Fuer Reiche verliert Geld seinen urspruenglichen Wert, es entsteht ein neuer Kurs – der Kurs, in dem eine Flasche guten Weins so viel wert ist wie Normalsterblichen eine Tuete Chips. Ich weiss nicht, wie es ist, reich zu sein, aber ich unterstelle allen Reichen – vor allem den schon immer reich Gewesenen – pauschal einen defizitaeren Realitaetsbegriff.

Es waere jedoch dumm, bei dem allzu verwaschenen, unklaren und zugleich plump-polemischen Begriff „Reiche“ zu bleiben. Denn es geht, das sollte klar sein, nicht allein um das Geld, ueber das jene Klasse verfuegt. Schliesslich geht damit noch viel mehr einher – nicht zuletzt eine gesellschaftliche Sonderstellung und damit eine eindeutige Machtposition. Besitzen bedeutet in unserer Welt koennen, koennen kontrollieren und kontrollieren beherrschen. Die Besitzenden sind die Herrschenden, und in dieser Manier ist die Masse der Lohnabhaengigen (jene, die die besessenen Gueter mit Arbeitskraft am Leben erhalten) die Masse der Beherrschten.

Reichtum ist eigentlich ein schoenes Wort. Ein Wort, bei dem es jedem in den Ohren klingt – wer will das nicht, reich sein? Aber was ist eigentlich der Reichtum, den wir wollen? Du willst so viel Geld, dass du dir „alles leisten“ kannst? Dann willst du nichts anderes als Freiheit. Du willst reich und beruehmt werden? Dann willst du nichts anderes als soziale Anerkennung. Eigentlich wollen wir schlicht und ergreifend gluecklich sein. In marktwirtschaftlicher Logik heisst das allerdings: Gluecklich sein zu koennen – also einen Bausparvertrag abzuschliessen.

Fest steht, dass so einige Probleme von heute auf morgen geloest wuerden, sollte es Bourgeois mit Verstand geben. Die gibt es aber nicht. Also, warum zwingen wir sie nicht? Warum entziehen wir ihnen nicht Ihren Ueberschuss durch imperative Beschluesse? Weil wir finden, dass die Welt so beschaffen ist und so beschaffen gehoert. Weil wir alle ein bisschen schwachsinnig sind.

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Ein Kommentar

  1. Mai 15

    Pauschale Unterstellungen sind immer… schwierig. Es gibt ganz bestimmt viele „Reicher“ oder „Superreiche“, die ihr Vermögen sinnvoll und auch für andere Menschen einsetzen. Einer heißt Mark Shuttleworth, ohne den wir heute kein Ubuntu hätten.

    Den Vorwurf mit dem mangelnden Verstand kann man so machen, muss ihn aber meiner Meinung nach auf so ziemlich jeden in unserem Land beziehen. Wir haben (fast) alle mehr, als Menschen in andern Teilen dieser Erde. Über zwei Milliarden Menschen haben kein Klo – dagegen bin ich ohne Frage mehr als reich, obwohl ich laut Statistik wie viele Studierende unter der Armutsgrenze lebe.

    Ich glaube auch nicht, dass die meisten „Superreichen“ sich ihren Reichtum erarbeitet haben. Ein Mensch kann nur eine bestimmte Anzahl an Stunden in der Woche arbeiten und ja, viele Manager haben sehr viel Verantwortung, aber die rechtfertigen auch nicht alles. Ich glaube auch nicht daran, dass Superreiche, wenn es niedrigere Steuern gäbe, mehr spenden würden.

    Ich verstehe, wenn man Dinge wie eine 100%-Steuer fordert. Ich verstehe auch, dass andere sagen, dass so eine Steuer einen Wirtschaftsstandord zerstört, wenn dieser Standort sie als einziger oder einer von wenigen zu tragen hat. Was ich nicht verstehe, ist, wieso wir alle nicht kürzer treten, obwohl wir wissen, dass jetzt der Zeitpunkt dazu wäre. Wir produzieren mit unserer Arroganz soviele Probleme, aber trotzdem reagieren die wenigsten. Und ja, Reiche könnten da mehr tun als Arme. Aber im Grunde – und da komme ich zu deinem letzten Satz – sind wir alle ein bisschen schwachsinnig.

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