Spätestens seit dem Wirtschaftswunder – wie immer kein Wunder, mangelte es doch an allem – ist dem deutschen Proletariat klar: Nicht Kommunismus, sondern Konsumismus ist die einzig erstrebenswerte Lebensform. Damit ist auch schon lange Schluss, denn nachdem man die Versorgung der Bevölkerung nahezu flächendeckend mit industriell hergestellten Lebensmitteln und anderen Waren sicherstellte, ist Konsum Pflicht. Es wird auf Teufel-komm-raus produziert, was man gefälligst zu konsumieren hat, sonst bricht „die Wirtschaft“ zusammen.
Was Arbeit ist, weiß man nicht. Der eine muss morgen früh wieder hin und denkt sich vielleicht: Die Arbeit ruft, oder: Es wartet wieder viel Arbeit auf mich. Nicht wenige rufen beim Klingeln des Weckers ein anderes Wort für Stuhlgang und haben ihre guten Gründe dafür.
Der Begriff Arbeit galt lange als Synonym für etwas Schaffen, schöpferisch tätig sein.
Von Autoritätsgläubigen und autoritären Charakteren schmerzlich vermisst, ist der Gehorsam eine substanzlose Tugend, dessen Besitzer nicht selten als Schutzbefohlene eines Schäferhundes ein tristes Dasein fristen.
Was hat der Gehorsam überhaupt mit Liberalismus zu tun? Nichts und alles.
Man kann natürlich glauben, dass Freiheit, ja, das knüppelharte Bestehen auf die Durchsetzung der Freiheit, das Kernstück des Liberalismus sei. Beispiele hierfür gibt es nur so wenig wie nötig, um festhalten zu können, dass Freiheit eher als zufälliges Nebenprodukt liberalen Wirkens denn als beharrlich erstrittenes Ziel abfällt. Besser klappt es schon mit Zielen, die man als „Erlangen der Freiheit“ definiert.