Erfahrungsbericht Kolumbien 2013/2014 Internationaler Jugendfreiwilligendienst mit AFS Interkulturelle Begegnungen e. V. Nachdem ich die Schule abgeschlossen hatte, wollte ich weg…
Schlagwort: Bildung
Unterricht im kolumbianischen Andenhochland
Als Lehrer in Kolumbien zu arbeiten, ist spannend nicht nur, weil ich im Vorjahr selbst noch Schüler war. Es ist spannend, weil Schule, Erziehung und Bildung hier im Norden Südamerikas etwas völlig Anderes sind als bei uns im reichen Teil Europas. Ich kann zwar nur für einen winzigen Teil der Andenregion nördlich der Hauptstadt Bogotá sprechen – an der Pazifikküste, in den westlichen Kordilleren, im Grasland, im Dschungel oder an der Karibik wird sicher eine andere Geschichte zu erzählen sein – dennoch will ich meine Perspektive des letzten halben Jahres als Englisch- und Sportlehrer einmal etwas ausführlicher schildern.
Mit Leidenschaft im Hamsterrad
Man sagt: Revolution ist nur was fuer junge Leute, die noch nicht wissen, wohin mit all ihrer Energie. Den Umwaelzungstrieb abzulegen sei Teil des Erwachsenwerdens. Was wird aus diesem Trieb? Arbeitskraft – aus voller Leidenschaft im Hamsterrad strampeln. Eigentlich sind wir alle ziemlich konservativ.
Die Welt, so wie sie ist, gefaellt mir nicht – und ich bin damit sicher nicht allein. Also fragt man sich doch: Wie stellt man Veraenderung an, wie zieht man sich an den eigenen Haaren aus dem Sumpf? Versammelt man einige Haudegen und greift zu den Waffen? Unterwandert man das Parlament und verkuendet eine neue Republik? Geht man demonstrieren? Tritt man einer Partei bei? Oder bringt man schuldbewusst alle vier Jahre das Kreuzchen aufs Papier?
- Die Klassenbezeichnungen in der kolumbianischen Schule sind relativ unbedeutend, denn es gibt sowohl in der Neunten 18jaehrige als auch in der Elften 15jaehrige. Das Schulsystem ist in der Hinsicht auch relativ marode, da dementsprechend einige bereits mit 16 die Universitaet besuchen, andere wiederum direkt nach der Schule so alt sind, dass der Druck, sofort zu arbeiten, besonders stark ist.
- Inzwischen habe ich endlich einen Gitarrenlehrer gefunden – noch keine Stunden genommen, aber bald will mir der Maestro kolumbianischer Musik sowohl andine Gitarrentechniken als auch das Spiel der andentypischen Charango (kleine viersaitige Gitarre in Groesse einer Ukulele) beibringen. Die Frau des Lehrers unterrichtet Salsa und andere Latino-Taenze, also kann ich wahrscheinlich auch Tanzstunden nehmen.
Das Resümee dieser Blogparade fällt angesichts der doch recht mageren Teilnehmerzahl (in Worten: zwei) entsprechend kurz aus. Vielen Dank an:
- Marco (Wüstenigel)
- Patrick (just:imho)
Zwei sehr lesenswerte Beiträge. Marco bemerkt in seinem zwar, Bildung bringe „einen nicht immer weiter“ – viele Menschen setzten heutzutage „auf ein Hochschulstudium und eine teure Ausbildung […], ohne am Ende die Früchte ihrer Arbeit ernten zu können“. Dennoch trage „Bildung [zu] dem Einzelnen und der Gesellschaft enorm viel“ bei.