Der Mensch, der nie krank wurde
Wer hat uns eigentlich vorgeschrieben, wir dürften niemals krank sein? Bei jeder Kleinigkeit sollen wir Tabletten, Tropfen, Pulver, Pillen zu uns nehmen, am besten schon vor dem nächsten kleinen Leiden. Schon fast eine gesellschaftliche Konvention ist es, worauf man sich da geeinigt hat, ein Mechanismus, über den sich die Pharmaindustrie mit hoher Wahrscheinlichkeit die Hände reibt. Wir entschuldigen diese Neigung zur Verantwortungsdelegation und zur Schwäche gerne mit Argumenten wie: „Ich kann mir Kopfschmerzen nicht leisten!“ (aber Aspirin), „Ich muss fit sein, um die Woche durchzustehen!“, und so fort. Allerdings kann es gut angehen, dass wir uns damit selbst belügen: Tatsächlich wirken wir auf diese Weise fleißig daran mit, uns zu Funktionsmaschinen zu degradieren.