Praktikum: Tag 14

Oh nein, mein Praktikum ist schon morgen zu Ende! Dass es so schnell vorübergeht, hätte ich mir nicht träumen lassen. Wenn ich nicht vorhätte, mein Abitur zu schreiben, würde ich auf der Stelle fragen, ob ich weiter beim Bestatter arbeiten könnte. Ja, wirklich. Mir hat jeder einzelne Tag so gut gefallen, dass ich es richtig schade finde, dass es schon um ist.

Heute habe ich noch eine lehrreiche Erfahrung gemacht: Ich war bei einem Trauergespräch dabei. Gut, was heißt Trauergespräch. Es war eher ein Vorsorgegespräch. Eine Frau war gekommen, die sich schon länger um ihre Mutter kümmerte. Da es vermutlich nicht mehr lange ist mit der, wollte sie sich informieren. Soweit ich das mitbekommen habe, ist der Vater nämlich gestorben – dadurch der Kontakt zum Bestattungsinstitut.

Das Gespräch war auf einer mir bislang unbekannten Ebene ergreifend. Ganz heiter, in gewisser Weise überspielend frohen Mutes kam die Frau herein – und nachdenklich, berührt, erdrückt ist die Frau gegangen. Sie hatte nicht damit gerechnet, in was für einem Desaster der irgendwann eintretende Todesfall ihrer Mutter geendet wäre, wäre sie heute nicht gekommen.

Es gab so viel zu klären! Kaum ein Dokument war vorhanden, nicht einmal der Personalausweis. Nun aber informierte die Chefin sie: Sie müsse so schnell wie möglich den Ausweis verlängern lassen, ein rechtskräftiges Scheidungsurteil ihrer Mutter einholen, und, und, und. Es gab so viel zu klären.

Ich habe mich immer gefragt: Wie tröstet man jemanden, wenn es um den Tod eines Angehörigen geht? Was soll man sagen? „So schlimm ist das doch nicht“ oder „Freuen Sie sich, jetzt sind Sie die Last los“? Nein, das wäre nur noch herunterziehender. Aber was dann? Heute habe ich gelernt, dass man einfach versucht, Fragen zu stellen, die die betreffende Person aufheiternde Dinge erzählen machen. Auch, wenn es sich in diesem Fall nicht direkt um einen eingetroffenen Todesfall handelte, so merkte ich doch, als auf einmal über gemeinsame Interessen geplaudert wurde, wie psychologisch ein Bestatter dabei vorgehen muss.

Der Beruf des Bestatters ist der vielfältigste, den ich mir vorstellen kann.

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