Party statt Politik

In Gesellschaft wohlhabenderer Jugendlicher merkt man schnell, in welchem Ausmaß sich dort ein unpolitisches Bewusstsein breit gemacht hat. Man feiert lieber, anstatt an Demonstrationen teilzunehmen, geht lieber shoppen, anstatt Flugblätter zu verteilen. Bleibt unbeteiligt, weil „es ja sowieso nichts mehr bringt, sich einzumischen“. Man frönt lieber dem Genuss von Spiel und Spaß (nicht etwa Alkohol und Nikotin!), Freizeit und Feierlaune. Was ja durchaus legitim ist. Aber wo bleibt das Engagement?

Sicher ist dieses Gesellschaftsmuster nichts Neues; trotzdem ist es schlecht. Weil später dann einfach das übernommen wird, was einem einst die Eltern erklärten. Die eigene politische Bildung und Meinungsbildung geht flöten, weil man sich nie darum geschert hat.

Aus den meisten dieser jungen Leute werden vermutlich Wähler der großen bürgerlichen Parteien. Fragt man sie, wie sie zur Politik stehen, bekommt man als Antwort entweder „Gar nicht“ beziehungsweise „Schlecht“ oder „Ich wähle die Grüne“ beziehungsweise „Ich wähle die SPD“. Letzteres ist schon selten.

Die Grünen oder die Sozialdemokraten zu wählen, kommt oft von den Eltern. Oder es wurde nicht groß darüber nachgedacht – aber wen wundert es, dass das Bürgertum unter sich bleibt und sich nicht um Dinge sorgt, von denen es nicht betroffen ist? Wer kein Problem hat, braucht das der Anderen auch nicht zu beseitigen, nicht wahr?

Das ist nur eine Idee eines Resultats dieses unpolitischen Verhaltens. Doch es gibt sie, die parteilichen Jugenden und die unabhängigen politischen Organisationen der jüngeren Generation. Nur mitmachen tut und will keiner der Zufriedenen. Zeitverschwendung. Langweilig. Politik? Das ist doch wie Schule.

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4 Kommentare

  1. September 5

    „Die Grünen oder die Sozialdemokraten zu wählen, kommt oft von den Eltern.“

    Da habe ich aber ganz andere Erfahrungen gemacht. So wie ich das um mich herum mitkriege, wählt mindestens die Hälfte der Jugendlichen andere Parteien, als ihre Eltern. Die restlichen 50% kann man dann auch nicht auf diese beiden Parteien festlegen, sie erstrecken sich wohl eher auf das ganze Spektrum.

    Bei mir in der Familie habe ich (mich wieder ausgenommen) eher die Erfahrung gemacht, dass die Kinder „weiter links“ als ihre Eltern wählen. Soll heißen: Eltern wählen CSU, dann wählt die Tochter SPD. Eltern wählen SPD, dann wählt die Tochter Grün. Eltern wählen Grün, dann wählt der Sohn Die Linke.

    Alles in allem kann man das aber vermutlich nicht richtig festlegen – bei den einen ist es so, bei den anderen so, bei mir ist es eher so.

  2. September 5

    Dass das bestimmte Wählen „oft von den Eltern“ kommt, soll die Sache auch nicht pauschalisieren, sondern spricht vielmehr aus meiner Erfahrung. Ich habe auch geschrieben „in Gesellschaft wohlhabenderer Jugendlicher“ – bei denen kenne ich das nur so.

    Sicher, man sagt so, dass die Kinder meist eine andere politische Richtung einschlagen als die der Eltern. So ist das aber nicht bei jenen, die sich passiv erziehen lassen in der Hinsicht.

  3. September 5

    Ah, jetzt hab ich den oberen Teil des Artikels ganz vergessen: Vollkommen richtig! Immer mehr Jugendliche gehen am Wochenende lieber einen heben, oder bleiben daheim am Computer, als sich an einer Demo zu beteiligen, oder sich anderweitig zu engagieren. Als ich vor einigen Wochen in meinem Bekanntenkreis gefragt habe, wer zu einer kleinen Demo gegen Rechts (Dauer nur eine Stunde) mitgehen würde, hat sich am Ende eine einzige Person gemeldet – und die war wie ich Mitglied der FDÄ und somit sowieso schon vom Fach.

  4. September 5

    Die „Front Deutscher Äpfel“ scheint mir eine wirklich gelungene Sache zu sein.

    Es ist allerdings wirklich erschreckend, wie unbeteiligt man ist oder sein will heutzutage. Ich bin bei der Linksjugend und engagiere mich, spreche also nicht unberechtigt gegen dieses Gesellschaftsbewusstsein.

    Das Einzige, bei dem alle mitgemacht haben, war der Bildungsstreik. Das aber auch nur, weil man darum einen Tag schwänzen konnte. Nicht etwa wegen Unzufriedenheit mit dem Schulsystem oder irgendwelcher Forderungen. Die gibt es nicht, weil man ja ganz gut lebt.

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