Schwarz-gelbe Elefanten

PfeilgiftfroschDas possierliche Fröschlein auf dem Foto ist zwar kein Elefant, dafür aber ein hochgiftiger Gelbgebänderter Baumsteiger. Was das zu bedeuten hat, wird später im Text deutlich und auch dann bereits, wenn man einen Blick auf die Wahlergebnisse wirft (welche ebenfalls später im Text folgen). Das Wort „Elefanten“ im Titel ist als Zitat der gestrigen Berliner Runde gemeint – eine Bezeichnung, mit der der Moderator die angespannte Stimmung zum Schluss der Debatte aufzulösen versuchte.

Hier also, was der ARD-Wahlmonitor heute früh als „vorläufig amtliche Ergebnisse der Bundestagswahlen am gestrigen Tag“ bekanntgab:

Union: 33,8 %
SPD: 23,0 %
FDP: 14,6 %
Linke: 11,9 %
Grüne: 10,7 %
Andere: 6,0 %

Deutschland kann sich also auf eine schwarz-gelbe Koalition freuen (die Warnfarben für giftige oder radioaktive Substanzen). Endlich mehr Geld für die Reichen und höhere Steuern für die weniger Bemittelten. So träumt man sich ein freies, demokratisches Land – wobei Westerwelle das Wörtchen „frei“ ganz beliebig zu interpretieren pflegt. In der Berliner Runde im Ersten Deutschen Fernsehen sprach er von einer „Mehrheitsentscheidung“, die „muss ja richtig sein“. Vernünftig argumentiert mit konkreten Vorstellungen hat er selbstverständlich ebenso wenig wie Frau Merkel, die da saß und das Kratergesicht neben ihr wie ein Mädchen im Sandkasten verteidigte.

Steinmeier war beleidigt und hat herumgejammert, aber auch schlagkräftige Argumente gegen Merkel geliefert, die ihn jedoch selbst als Mittäter entlarvten. Der vitale Mann der Grünschnäbel gab sich „smart und clever“ wie eh und je und wusste immer, welcher Punkt der richtige war, sich kurz, arrogant und überheblich einzumischen. Oskar Lafontaine gab – ohne wie ein Werbeplakat der Linkspartei klingen zu wollen – einigermaßen Vernünftige Vorschläge von sich, die aber von den übrigen Anwesenden als „sozialistischer Unfug“ abgetan wurden, schließlich gehört es sich, „diese Stasi-Sympathisanten“ zu dämonisieren und als „linkes Pack“ abzutun. Ganz richtig, die deutsche politische Korrektheit.

Im Großen und Ganzen war die Aktion erfolgreich, wenn auch für diejenigen, die ich auch ganz gern mal ohne Erfolg sehen würde. Wie schon ein Zwitscherer verlauten ließ: Wir haben nicht mehr Pest oder Cholera an der Macht, sondern beides. Kohls Mädchen und der galante Zweiklassen-Freund in gelb – schöner hätte es nicht kommen können.

Was gibt es sonst noch anzumerken? Es ist undemokratisch, dass man die PARTEI nicht zugelassen hat (und dafür verdamme ich Herrn Egeler, muss hinzufügen: Where is their vote, Wahlleiter?). Dazu im nächsten Wort zum Alltag mehr. Und die Piratenpartei hat enorm an Wählern gewonnen. Kein Wunder, bei den Alternativen. Trotzdem ändert das nichts daran, dass die Internet-Bemühten eine Nische sind und bleiben. Die Piraten können und werden sich nicht etablieren.

Mehr zum Wahlergebnis beim Freitag („FDP rettet Merkel„, „Nach der Krönung„), bei dem auch ein sehr interessanter Artikel über die geringe Wahlbeteiligung zu finden ist, beim Neuen Deutschland über das Kanzleramt von „Guido Merkel“ und auch bei der Titanic. Außerdem hier ein aus meiner Sicht stark zu Diskussion anregender Artikel von einem „FDP-Wähler mit Bauchschmerzen“. Kein Wunder, dass es so gekommen ist, wie es kam.

Bild: Joachim S. Müller

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