Spitznamen im Internet

Es gibt viele gute Eigenschaften am Internet: Man kann sich schnell informieren, zu den unterschiedlichsten Themen austauschen und schließlich sehr einfach mitmachen und selbst seinen Senf veröffentlichen, wie ich das hier im Zementblog mache. Aber da sind auch einige schlechte Dinge, die man nicht außer Acht lassen sollte: Die Jugend verroht, weil Filme, die Erniedrigungen zeigen, auf einmal ganz einfach zugänglich sind, das globale Netzwerk hat sich zu einem Topf entwickelt, in dem wirklich jede noch so extremistische Stimme ihren Platz hat und jedermann schreiben kann, wie er will. Und genau das ist mein akutes Problem mit diesem „rechtsfreien Raum“, wie manch deutscher Politiker sagt.

Die Rechtschreibung wurde noch nie so stark vernachlässigt wie im Internet. Man denkt sich dann auch plötzlich Kürzel aus wie „omg“ (Oh, mein Gott!) oder „wtf“ (What the fuck?/Was zum Teufel?). Richtig schlimm wird es dann, wenn man diese Kürzel und Wendungen im realen Alltag wiederfindet und junge Menschen in diesem Neusprech reden hört.

Weiter fallen Spitznamen auf, ohne die man nicht mehr zurechtkommen will. Jürgen findet seinen Namen blöd und nennt sich im Chat, bei Facebook und bei Twitter jetzt einfach „Mega-Jay“, und weil das einfach noch besser ankommt, schreibt sich das „mega_jay“. Beate mag ihren bürgerlichen Vornamen auch nicht so sehr, deshalb hat sie sich in der freien Welt des Internets in allen Foren als „bea87“ angemeldet. Sei es „styler-mike“, „paladin“, „anubis“ oder „cyberdog“ – es hat alles Folgendes gemeinsam: Es ist überflüssig und stellt nur ein vermeintlich individuelles und besonders „stylishes“ Pseudonym dar.

Aber ich will niemanden in seinem Unfug einschränken oder gar versuchen, diesen zu verhindern. Nein, nein – das ist schließlich alles legitim und im Internet sowieso in Ordnung. Mich aber stört es enorm – also will ich, entgegen den Umfrage-Ergebnissen vom Anfang Oktober, das Konzept, Spitznamen von Kommentatoren durch entweder den realen Vornamen oder, sofern nicht zu ermitteln, „Anonymus“ zu ersetzen, beibehalten.

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13 Kommentare

  1. Oktober 26

    Ich kann deine Gedankengänge nachvollziehen, sehe das aber bei einem großen Teil der Jugendlichen – dem auch ich angehöre – nicht als Problem. Klar, ich sage LOL und WTF im Alltag, aber ich setze es meist ironisch ein. Online nutze ich sie hingegen einfach, um etwas längeres einfach in Kurzform festzustellen, was besonders in Spielen wichtig ist (bis ich dem Gegner geschrieben habe, „dass mich sein Headshot ja so was von überrascht hat und dass er sich da ein echt fettes Fleckchen im Schatten ausgesucht hat, in dem man ihn nicht sieht, obwohl er von vorne kommt“ ist das halbe Spiel rum… deshalb heißt das dann ZOMFG und fertig).

    Dein Problem mit Nicknames und Spitznamen verstehe ich aber nach wie vor nicht. Manche Leute wollen sich eben einfach nicht im Netz zu erkennen geben und können sich damit dann einfach und sinnvoll schützen. Ich selbst bin da keine Ausnahme – klar, in meinem Blog ist alles fein angegeben und auch sonst trete ich in der Blogosphäre nur in einem von fünftausend Fällen anonym auf, aber auf anderen Seiten, Portalen, etc. ist es mir einfach lieber, dass ich da nicht offen auftrete, was auch gar nichts bringen würde – ob ich jetzt Moritz oder HEADSHOTGIRL86 bin, kann in einem Spiel beispielsweise ja komplett egal sein, solange ich meine „Arbeit“ mache (und nein, ich heiße nirgends so beknackt).

  2. Oktober 26

    Meines Erachtens verstärken die Kürzel den Wiedererkennungswert deutlich. Zumindest ziemlich einzigartige Anfangsbuchstaben des Namens eines Kommentators sollten zugelassen werden (wie z.B. bei mir).
    Einerseits der Einfachheit halber, andererseits aus Gründen der „individuellen Anonymität“. Kommentare sollten eindeutig einem Kommentator zuordnungsbar sein. Wenn drei Leute zehn Kommentare verfassen, aber alle hinterher den Namen „Anonymus“ tragen, ist das nicht mehr möglich.
    Insofern sollte zumindest unter den Leuten, die deiner Meinung nach Anonymus heißen sollen, noch unterschieden werden können, auch von Lesern des Blogs.
    Und dann wäre es wohl wieder leichter selbst gegebene Kürzel einfach zu lassen.

  3. Oktober 26

    Anonymität, Anonymität… ein vielfach genanntes Argument. Und es ist wohl wahr. Auch verleihen Spitznamen Individualität und Unterscheidbarkeit. Sicher. Aber ich habe lieber zehn Anonymusse anstatt zehn unterschiedliche Kürzel, Buchstaben und Wortgebilde auf meiner Internetseite.

    Man kann auch mit einem Vornamen anonym sein. Meinetwegen auch ein real gar nicht zutreffender, aber doch ein echter Name. Wir verlieren durch diese Fantastereien immer mehr den Bezug zur Realität. Es gibt Menschen, die sich dadurch in eine nicht vorhandene Welt flüchten, sich abschotten von der Außenwelt und krank werden. Das ist gar nicht schön.

  4. Oktober 27

    Du siehst das zu einseitig. Ich zum Beispiel kommentiere zwar nicht unter meinem Namen (den man mit zwei Klicks herausfinden kann), sondern mit meinem Autorenkürzel, welches ich seit mehr als zwanzig Jahren offline wie online nutze. Weder flüchte ich damit irgendwohin, noch schotte ich mich ab oder sonstwas.

    Das hier ist Dein Blog, aber mein Kommentar, den ich unter dem Namen absetzen will, den ich richtig finde. Wenn Du das nicht willst – okay. Dann bleibt für mich nur die Option, gar nicht mehr hier zu kommentieren.

  5. Oktober 27

    Mir geht es gar nicht um Anonymität. Peter ist wesentlich anonymer als Hape42! Ich bin seit ewigen Zeiten im Netz unterwegs und den Nick benutze ich quasi überall. Überall? Nicht wirklich. Denn da existiert ein kleiner Blog im Universum, der wehrt sich erfolgreich gegen Nicks und benennt die in Kommentaren einfach um. Warum? Weil er das so will. Er hat schließlich hier Hausrecht. Er muss das wissen.
    Den Bezug zur Realität habe ich durch meinen Nick nicht verloren. Ich lebe auch nicht in parallelen Welten. Für mich gibt es da auch wenig Unterscheidungen zwischen Internet und Real-Life. Mittlerweile ist es sogar schon so, dass mich viele Menschen auch im Real-Life „Hape“ nennen. Woher die den Nick kennen? Ganz einfach, die lerne ich hier kennen. So habe ich gute Freunde auf dem ganzen Erdball gefunden. Und bedingt durch meinen Beruf habe ich auch die Gelegenheit, einige davon auch tatsächlich zu treffen.
    Abschotten von der Außenwelt und krank? Das gibt es sicherlich, ist meiner Erfahrung nach aber eher die Ausnahme.

  6. Oktober 27

    Mit der Isolation meinte ich seltene Einzelfälle, das war nicht auf die Allgemeinheit bezogen. Nur tragen die unterschiedlichen Spitznamen in der verwendeten Form zu einem Abschweifen von der Realität bei. Mag sein, dass du einen Spitznamen hast, mit dem du auch privat, also „offline“, gerufen wirst.

    Dass für dich nur die Option bleibt, gar nicht mehr zu kommentieren, ist natürlich schade. Es zeugt aber auch von einer gewissen Intoleranz gegenüber eben anderen Konzepten oder Ideen, für die ebenso Raum sein muss wie für das Übliche. Geht es dir denn nicht vielmehr um die zu lesenden Artikel und eine anschließende schriftliche Diskussion? Ist es dir da tatsächlich so wichtig, dass man deinen Spitznamen veröffentlicht?

  7. Oktober 27

    Wie gesagt, ich habe die Abschottung mancher Individuen auch nur als „abschreckendes Beispiel“ genannt, im Bewusstsein dessen, dass es sich dabei um eine klare Ausnahme handelt.

    Schön, dass du übers Internet neue Kontakte knüpfen konntest. Auch schön, dass sie dich bei deinem im Web verwendeten Spitznamen nennen. Das kleine Blog wird aber weiterhin sein Dasein in der Milchstraße fristen und sich gegen Nicknames wehren.

  8. November 3

    Ich glaube nicht, dass uns Spitznamen oder Nicks von der Realität abgrenzen, da die meisten von ihnen aus der Realität stammen.

  9. November 4

    Inwiefern verbindest du „tudor98“ oder „5tyl3_m45t3r“ mit der Realität?

  10. November 6

    Ich stimme vor allem deinem zweiten Absatz zu. Ich finde es extrem nervig, wenn jemand dauernd „omg“, „lol“ oder „wtf“ im realen Leben sagt

  11. November 7

    „98“ könnte ein Geburtsjahr sein und „tudor“ ein Spitzname, den man von einem Freund gekriegt hat. Bei „5tyl3_m45t3r“ ist das natürlich abwegig, aber der Nick ist in der Blogosphäre vermutlich auch nicht so oft vertreten und in einem Spiel ist er meiner Meinung nach total okay, wenn auch nicht sehr einfallsreich.

  12. Taramul
    November 10

    Dazu in aller Kürze:

    1. Liegst du falsch in der Annahme, dass Nicknames mit Pseudonymen gleichzusetzen sind. Pseudonyme dienen der Anonymität, Nicks sind ein Weg, sich im Internet gerade nicht in der Legion an Bernds zu verlieren. Dass Pseudonyme von vielen Leuten unbedacht eingesetzt werden finde ich im Übrigen auch.

    2. Poste ich daher bewusst als Taramul und nicht als Anonymus oder [Vorname]. Mein Nick ist über das Internet konsistent und soweit ich weiß benutze nur ich ihn. Ich tue das, weil ich zu meinen Kommentaren stehe; wer mich darauf ansprechen will, findet mich über direktere Kommunikationswege ebenso wie hier. Ich könnte mich natürlich auch als Guido Hempmeier, Rüdenweg 12 in 51123 Bachdorf identifizieren, aber wir stimmen wohl darin überein, dass das eher unpraktisch und auch der Öffentlichkeit etwas zu viel wäre. Darum eben Taramul, und nicht Beate.

    3. Ist es dein gutes Recht, in deinem Blog Hausregeln aufzustellen, aber dass du unter Umständen die Realnamen deiner Kommentatoren veröffentlichst, darauf solltest du definitiv in deinem Kommentarformular hinweisen. Ich weiß ja nicht, wie weit du gehst, bis der Realname „nicht zu ermitteln“ war, aber wenn jemand seinen Namen nicht preisgeben will, darfst du das auch nicht.

    4. Finde ich auch, dass Chatsprache nicht zur Alltagssprache werden sollte. Das wäre mir aber auch neu; jedenfalls kenne ich nur einen Menschen, der jemals laut und ernsthaft „LOL“ gesagt hat, zufälligerweise während meiner eigenen Schulzeit. Vielleicht kenne ich aber auch nur die falschen Leute.

    5. Gibt es im Internet, genauso wie in der Politik, immer wieder Leute, die erst um die Meinung anderer bitten und bei Nichtgefallen dann demonstrativ doch die eigene durchsetzen. Das steht dir qua Hausrecht zu, mich stört es aber enorm, schon weil es eine mir äußerst unsympathische Arroganz vermuten lässt und weil es desweiteren in meinen Augen etliche deiner im Blog vertretenen Haltungen konterkariert. Aus diesem Grunde: Danke für die zwei Monate, über die ich bei dir mitlesen durfte, schönes Leben noch. Schade eigentlich.

  13. November 12

    Zu Punkt 3: Ich „ermittle“ den Namen ganz einfach über das Impressum der zugehörigen Homepage – oder ich frage per E-Mail, wenn keine Homepage vorhanden ist. Sollte sich dabei nichts herausstellen, lasse ich es. Also, nein, ich führe mich nicht wie ein Detektiv auf.

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