Müssen wir uns abschotten?

Sicher werden einige unter Ihnen von dem jüngsten „Skandal“ in der Blogosphäre gehört haben: Ein Blogger erhielt eine Abmahnung von einem Anwalt der freien Journalistin Eva Schweitzer, da er Auszüge eines Artikels von ihr mit kurzem Kommentar versehen im Gemeinschaftsblog „NomNomNom“ veröffentlicht hatte. Zwar wurde die Geldstrafe mittlerweile zurückgezogen, doch ist die große Debatte ausgebrochen, ob die Sache in den Rahmen des Zitierrechts (welches jeder Blogger gerne ausnutzt) fällt, oder nicht. Frau Schweitzer selbst meint:

„Sie können, mit Quellenangabe, zitieren, wenn es sich um ein einzelnes Zitat handelt (wir reden hier von der wörtlichen Übernahme von Sätzen, nicht von der Wiedergabe von Fakten, die ist nicht unheberrechtlich geschützt). Wenn aber der Artikel oder das Posting praktisch nur aus dem Original besteht, umringt von Sätzen, wie “guckt mal, was ich hier gefunden habe”, das geht nicht.“

(Quelle)

Dieser Ansicht kann ich mich getrost anschließen, denn mich selbst stört es, wenn ein Blog ohne Mühen betrieben wird und keine oder kaum eigene journalistische Qualität enthält. Was ist denn schon ein Blog, wenn der Autor selbst bloß drei Zeilen je Artikel verfasst? Es ist belanglos und uninteressant. Bei „NomNomNom“ scheint das jedoch, soweit ich das aus einem kurzen Blick darauf schließen kann, Alltag zu sein: Es besteht aus nichts Anderem als mit sehr kurzen oder gar keinen Kommentaren versehenen „Artikeln“, in die zumeist ein Video oder ein anderer Auszug aus dem Internet eingebunden ist. Das halte ich – wie gesagt, nach einem ersten Anschauen – für unkreativ.

Nun soll aber auf den Titel dieses Textes eingegangen werden. Im Zuge der Zitierproblematik müssen „wir Blogger“ uns einmal die Frage stellen, ob wir das Zitieren von außerhalb unserer Welt (also von all den Nachrichtenportalen und Zeitschriften-Präsenzen) einfach ganz sein lassen sollten. Wir fahren doch alle so sehr auf „Creative Commons“ ab, warum bleiben wir beim Vernetzen nicht einfach unter uns? Das mag jetzt sehr beschränkt klingen, soll aber vielmehr heißen: Ein Blog kann aktuell gehalten werden, wenn es, wie Frau Schweitzer bezeichnet, lediglich Fakten wiedergibt. Das reicht schließlich auch. Um andere Leute zu Wort kommen zu lassen, kann man auch ein anderes Blog zitieren. Das hält ein tatsächlich soziales Netzwerk stabil und macht eine weitreichendere Kommunikation möglich.

Vielleicht müssen wir uns tatsächlich abschotten, um ganz aus den Rechtsproblemen zu kommen – es reicht mir mit den Abmahnungen und all diesem Quark. Ich komme auch sehr gut zurecht mit ordentlichen Quellenangaben und Fotos von lizenzfreien Datenbanken oder eigenen Bildern.

Andererseits ergäbe sich die Schwierigkeit, dass sich die Blogosphäre auf einem solchen Pfad sehr stark von der „Normalität“ abgrenzen würde und eine kleinere Stimme wäre. Schließlich haben sich mittlerweile schon eine starke Medienpräsenz und ein gesellschaftliches Ohr für Blogs entwickelt, das ist auch sehr schön so. Das Thema ist nicht einfach.

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3 Kommentare

  1. November 3

    Die meisten Klagen sind nicht auf Urheberrecht, sondern auf Kritik zurückzuführen. Die ist in vielen Fällen aber durchaus angebracht. Deshalb müssen nicht wir uns ändern, sondern erst einmal die, die uns grundlos verklagen, weil ihnen ein paar kritische Worte nicht in den Kram passen. Ich verweise hier ausnahmsweise mal auf das positive Vorbild Amerika: da muss ein Blogger nicht über jedes Wort nachdenken, weil man ihn vielleicht dafür verklagen könnte und deshalb wagt sich die Blogosphäre dort nicht nur weiter vor als bei uns, sondern sie erreicht auch mehr, ist einflussreich und wichtig.

  2. November 3

    Ich habe schon wieder einen Kommentar verloren, weil ich vergessen habe, die Spam-Rechenfrage auszufüllen – hast du dir mal überlegt, das bleiben zu lassen? Beziehungsweise es klarer zu kennzeichnen, mit Farbe oder fetter Schrift?

  3. November 4

    Ich hatte vorher ein Captcha an Stelle der Rechenfrage. Damit ist eine Leserin nicht zurechtgekommen, also habe ich es einmal ganz ohne Spamcheck versucht. Daraufhin kamen mit einem Schlag zehn Spams pro Woche (wenn nicht doppelt so viel), was dazu führte, dass ich mir wieder etwas in dem Bereich überlegen musste. Nachdem das getan war, hatte die „Math Comment Spam Protection“ wieder ihren Platz. Was soll ich denn tun, zehn Pfeile um das Kästchen herum? Eine schwarz-pink blinkende Unterlegung des Feldes? Einen Mauszeigermagneten anbringen?

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