Grundlos Giganten

Sicher wird jeder deutsche Blogger einmal einen Blick auf die „ganz großen“ Blogs geworfen haben – die, die in den Medien auftauchen, die, die man zitiert, die, die möglicherweise mit ihrem einstigen Hobby sogar Geld verdienen. Kurzum: Die Elite. Wer steckt hinter dieser Elite, die zu kommentieren einem immer wieder empfohlen wird, um die eigene Bekanntheit aufzubessern – und was macht deren Blogs so interessant? Fragen, um deren Klärung ich mich im Folgenden bemühen will.

Um welche Blogs handelt es sich im Wesentlichen? Namen, die häufiger fallen, sind da die von Basic Thinking und vom medial als Gott der Blogosphäre präsentierten Sascha Lobo, der in selbiger jedoch als unbedeutende Figur mit Guru-Maske auftaucht.

Basic Thinking von Robert Basic ist ein belangloses Blog mit einem überheblichen Namen. Etwas spät, doch immerhin nach dem Wechsel des Betreibers (Robert Basic selbst versteigerte das Blog, machte massig Geld und schreibt heute unter anderer Adresse fleißig weiter) wurden auch die Stammleser unzufrieden und äußerten Kritik. Uwe Ramminger von Alles2Null vermisst bei den neuen Autoren „die persönliche Note, die Brisanz und die kritische Seite“ und zählt zudem beispielhafte Belanglosigkeiten der Kuckucksblogger auf. Sah man bei Juiced anfangs noch „völ­lig sub­jek­ti­ve Ansich­ten zu diver­sen The­men“, die „die Gemü­ter erhitz­ten“ und „heiße Dis­kus­sio­nen“ auslösten, so wurde dieser Eindruck später durch einen ganz nüchternen Satz revidiert: „Basic Thin­king (…) ist für mich kein Blog mehr.“ Ich habe die Website auch zuvor lediglich als „Weitererzähler“ erlebt – hier ein „cooles Video aus dem Netz“, da ein „genialer Artikel eines Mitbloggers“.

Sascha Lobo? Das ist der Typ im Anzug mit dem roten Irokesen-Haarschnitt. Kennen Sie sicher – wenn nicht aus dem Internet, dann doch aus der Vodafone-Werbung. Da sitzt er im Bus und telefoniert. Selbst bezeichnet er sich als „Blogger, Microblogger und Strategieberater“ (ist das Zwitschern jetzt schon zur Berufsbezeichnung mutiert?), die deutsche Wikipedia fügt noch die Bezeichnungen „Journalist“ und „Werbetexter“ hinzu. Was aber stellt er für eine Figur dar? Vodafone verkauft ihn (oder er verkauft sich an Vodafone) als die Verkörperung der „Generation Upload“, beziehungsweise die des idealen Kunden (die Werbung wurde in Zusammenhang mit dem mobilen Internet ausgestrahlt). Er wird als Guru des deutschen Web 2.0 präsentiert, als der nette Kerl, mit dem alle bei Facebook „befriendet“ sind.

Das Berliner Magazin „Tip“ hat ganz richtig zusammengefasst: Sascha Lobo ist der „Inbegriff an Peinlichkeit. Das selbstgefällige Verständnis der Blogwurst als Internetexperte, das Ranwanzen an die SPD und dann der Verkauf seiner eigenen Marke an einen Mobilfunkanbieter“ sind einfach ganz und gar daneben. Seinen „unerträglichen Gestus“ – und das ist wirklich auf großartige Weise auf den Punkt gebracht – zeigen, so „Tip“ weiter, Sätze wie „Erklären wir den vordigital Geprägten, dass sie herzlich eingeladen sind, teilzuhaben am digitalen Leben.“ Sascha Lobo ist ein kreativer Kopf mit einer Prise zu viel „Web-Mega-Internet-Cool-Smartphone-Digital-Netbook-UMTS-WLAN“.

Alles in Allem hat die so oft zitierte „Avantgarde der deutschen Blogosphäre“ offenbar, plump ausgedrückt, eine große Klappe und nichts dahinter. Wenn man sich die angeblich meistgelesenen und meistkommentierten Blogs anschaut, stößt man überwiegend auf belangloses Gequatsche um nichts, das aus unerfindlichen Gründen mit unglaublichen Besucherzahlen und unzähligen, aber inhaltslosen Kommentaren geehrt wird. Man entschuldige an dieser Stelle meine flachen Formulierungen; es war mir ein dringendes Anliegen, das loszuwerden.

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8 Kommentare

  1. Februar 9

    Ein dickes Amen dazu. Danke für die Verlinkung, kann deinem Artikel nur zustimmen. Insbesondere die Formulierung „Sascha Lobo ist der ‚Inbegriff an Peinlichkeit.'“ finde ich gelungen. Was mich jedoch wundert: Kein Wort von Stefan Niggemeier? Immerhin ist er die, wie nennen wir sie, „personifizierte Qualität unter den Bloggern“, der „Gralshüter der deutschsprachigen Blogosphäre“?!

    Es ist eigentlich schon fast paradox, dass die Blogosphäre überhaupt Eliten hat, wenn man über den Sinn des Bloggens nachdenkt – aber nur allzu menschlich.

  2. Februar 9

    Ich könnte noch viele Blogger mehr nennen, die gewisse Vorrechte für sich beanspruchen, auf die sie gar keinen Anspruch haben, wenn man, wie du richtig schreibst, „über den Sinn des Bloggens“ nachdenkt. Nach mehrfachem Hin und Her und mehreren Überarbeitungen des Artikels habe ich es dann aber bei diesen zwei Beispielen belassen, um das Thema nicht zu überladen darzulegen. Mit Niggemeier nennst du einen weiteren in dieses Bild passenden Blogger – oder besser: bloggenden Journalisten. Viele dieser Sorte (nun, was heißt Sorte, ich will mich nicht falsch ausdrücken), dieser Gesinnung gibt es „da draußen“, also in der sogenannten Blogosphäre. Manche verbreiten größte Belanglosigkeiten, aber in Blogs wie dem von Stefan Niggemeier oder dem von Johnny Haeusler erscheinen wenigstens auch noch lesenswerte Artikel. Ich wollte Beispiele nennen, die sowohl einen Platz in einer imaginären Elite einnehmen als auch (das mag von der jeweiligen subjektiven Betrachtung abhängig sein) vollkommen uninteressante Weblogs betreiben.

  3. Februar 10

    Robgreen ist ein sehr schönes Beispiel. Der Reinfall mit dem Verkauf seines Twitter-Accounts hat nur gezeigt, dass er sich selbst viel zu wichtig nimmt und seine Follower ohne Umschweife verkauft hätte. Mit seinem Blog war es ja genauso. Ich muss sagen, dass ich Basic Thinking durchaus lese. Das Format des Blogs hat aber nur wenig mit „richtigem“ Bloggen zu tun, sondern ist vielmehr das, was in den TV-Nachrichten unter ferner liefen gezeigt wird. Es ist kein Journalismus, aber es ist auch kein Bloggen. So sehen mittlerweile viele Blogs aus.
    Andersrum nerven mich aber auch Blogs, in denen jemand nur von seinem absolut gewöhnlichen und langweiligen Leben berichtet und dabei keine besondere Sprache oder lustige Klopper an den Tag legt. Soetwas brauche ich dann auch nicht.

  4. Februar 10

    Kein Journalismus – kein Bloggen. Das stimmt. Deshalb lese ich so etwas dann auch nicht. Für Nachrichten gibt es auch professionellere Portale mit mehr Informationsgehalt. Sicher ist auch sogenannter „Cat-Content“ blödes Zeugs, vielleicht sogar das von der am wenigsten erträglichen Sorte. Und davon findet man eine gesteigerte, etwas intellektuellere Form nicht selten in den Blogs der vermeintlichen Elite (wobei sich diese Bezeichnung auf die Besucher- und Kommentarzahlen beschränkt).

  5. freeeeeek
    Februar 11

    Ich bin zwar kein Blogger, lese auch nicht regelmäßig Blogs, aber immer wenn ich sowas höre, hab ich das Gefühl, da ist jemand neidisch…

  6. Februar 11

    Ich kann dir sagen: Ich bin nicht neidisch, ich möchte nur angemerkt haben, dass die hochgejubelten Blogs trotz ihres Bekanntheitsgrades nicht unbedingt auch großartigen Inhalt haben.

  7. Tjark
    Februar 13

    Tja, und dein Blog beweist, dass auch nicht hoch bejubelte Blogs keinen großartigen Inhalt haben müssen. Mir kommt es vor, als wolltest du hier einfach zu irgendwelchen Themen einen aussagelosen Beitrag abgeben und in jenen möglichst viele Wörter außerhalb des durchschnittlichen Sprachgebrauchs integrieren.
    Und zum Thema Neid: Du stellst erfolgreichere und bekanntere Blogger als du einer bist als schlecht da, das ist unprofessionell und wirkt auf mich wie die Trotzreaktion eines kleinen Kindes, dem man verboten hat im Matsch zu spielen. Entschuldigung, aber ich denke, auch mit solchen Kritiken sollte man leben können. Hättest du eine eigene und neutrale Meinung, würde ich dir glauben, dass es dich nicht interessiert, wie beliebt dein Blog ist, solange eine eventuell auch nur geringe Leserschaft sich für deine Meinung interessieren würde und sich nicht mit dem zufrieden geben würde, was uns durch bestimmte Medien aufgedrückt wird. Allerdings siezt du die Besucher dieser Seite und das allein ist schon für mich einfach albern, denn der Großteil deiner Leser ist mit Sicherheit ungefähr in deinem Alter, genau wie ich, das Siezen lässt aber darauf schließen, dass du anscheinend mit älteren, weitaus gebildeteren Lesern als dieser Altersklasse rechnest – oder du bist einfach etwas komisch.
    Würde man den Großteil unserer Politiker als gut bezeichnen, wärest du mit diesen Eigenschaften ein wirklich wunderbarer Politiker.

  8. Februar 14

    Mir kommt es vor, als wolltest du hier einfach zu irgendwelchen Themen einen aussagelosen Beitrag abgeben und in jenen möglichst viele Wörter außerhalb des durchschnittlichen Sprachgebrauchs integrieren.

    Mir kommt es hingegen vor, als wolltest du hier einfach zu irgendwelchen Kontroversen deinen Senf abgeben, um einen Streit zu provozieren, der nicht nötig ist und nur schlechte Stimmung verbreitet. Selbstverständlich komme ich mit solch scharfer Kritik zurecht, aber Behauptungen wie „aussagelos“ solltest du schon irgendwie begründen. Dieses Blog hier sehe ich als eine Art Schreibübung, in der ich meinen Stil und Wortschatz weiterentwickeln möchte und praktisch anwende. Mag sein, dass dir das Ergebnis nicht gefällt, aber wenn du das schon äußerst, mach mir doch einen Verbesserungsvorschlag. Oder ist dein Vorschlag, dass ich meine Artikel wie alle anderen mit durchschnittlichem Wortschatz und der lässigen, blog-typischen Anrede mit „du“ gestalte? Warum sollte ich das tun, wenn es mir gefällt, wie es ist? Warum, wenn ich Leser habe und Spaß bei der Sache? Mir geht es nicht darum, mein Blog als besser darzustellen und beneidete Blogger als schlecht. Der Artikel ist lediglich eine Betrachtung, die nicht auf mein eigenes Blog zu beziehen ist.

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