Querpresse: Missbrauch in der Kirche

Nun läuft die Debatte um den sexuellen Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche schon seit Wochen, und es ist kein Ende in Sicht. Hier tritt man auf der Stelle, dort weigert man sich, gewisse Dinge einzusehen, andernorts will man von gar nichts wissen. Die Medien tragen kräftig dazu bei, dass die heiße Flamme nicht erstickt, indem sie immer wieder selbsternannte Experten um Rat fragen oder Gastkommentare von sehr diversen Persönlichkeiten veröffentlichen. Jüngst hat der „bekennende Katholik“ Matthias Matussek „für Besonnenheit“ plädiert und von einer „Verteufelung des Katholizismus“ gesprochen, ja einem „Missbrauch mit dem Missbrauch“ (Der Spiegel).

Wo aber sind die Stimmen der scharfen und schärferen Kritiker? Wo die der Atheisten? Die Deutsche Presse-Agentur (DPA) hat zum Thema ein Interview mit Karlheinz Deschner geführt, dem Sohn katholischer Eltern und Verfasser der bekannten Kriminalgeschichte des Christentums. Nur seltsam, dass dieses Interview nicht veröffentlicht wurde – die DPA lehnte die zuvor bereits zugesagte Verbreitung spontan ab. Nun hat der Humanistische Pressedienst das Interview ins Internet gestellt, und siehe da: Man kann sich auf einmal vorstellen, welche Gesinnung die Verbreitung durch die DPA verhindert haben muss. Offenbar, so auch der HPD, waren Deschners Antworten einfach „zu pointiert“. Unter anderem meint der Schriftsteller, die kirchliche Moral als „Hauptursache all der Missstände, um die es hier geht“ sei „weitgehend widernatürlich“, hemme „die Sexualenergie“, setze sie „in Destruktivität“ um und führe letztlich „vom Lustmord zur Mordlust“.

Immer mehr Missbrauchsopfer sprechen sich öffentlich aus, immer mehr Skandale werden aufgedeckt. Bischof Mixa, der zuvor durch die Behauptung, die sexuelle Revolution in den 68ern trage eine Mitschuld an den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche, auf sich aufmerksam gemacht hatte, sieht sich plötzlich selbst mit Vorwürfen der Kinderprügelei konfrontiert, so die Frankfurter Rundschau.

Empfohlen sei zu diesem Thema auch die Lektüre der aktuellen Ausgabe von Konkret mit dem Titel „Pfaffen, Pauker, Papas – Eine schlagende Verbindung“.

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4 Kommentare

  1. April 7

    „[…] Die Kirche als „Hauptursache all der Missstände, um die es hier geht” sei “weitgehend widernatürlich”, hemme “die Sexualenergie”, setze sie “in Destruktivität” um und führe letztlich “vom Lustmord zur Mordlust”.“

    Sigmund Freud wäre stolz über so eine Schlussfolgerung. Aber es ist den einen oder anderen Gedankengang wert, die (Pseudo-)Keuschheit der Kirche zu hinterfragen; wie genau der Zusammenhang zu den Missbrauchsfällen ist und ob sich daran je etwas ändern wird (wir sprechen von der Kirche)?

  2. April 7

    Dazu lohnt es sich, das gesamte Interview mit Deschner zu lesen. Darin führt er nämlich auch aus, dass die katholische Kirche schon immer einen Sprung in der Schüssel bzw. Riss in der Hose hatte. Auch lies einmal den interessanten Artikel „Perversion Zölibat“ aus dem lesenswerten Blog „Feynsinn“, darin wird der Zölibat und ganz besonders sein Zusammenhang mit den Missbrauchsfällen gut erklärt.

  3. April 7

    Ich kann gar nicht glauben, was ich in letzter Zeit alles über den Missbrauch höre und lese. Früher waren die Kirchen und Schulen Institutionen, die über alles erhaben waren. Jetzt schaut man langsam dahinter, dass da auch nur Menschen arbeiten. Ich bin tief enttäuscht.

  4. frequentlywronganswers
    April 7

    Mixa hat vielleicht recht. Die sexuelle Revolution ab Ende der 60er Jahren legalisierte Porno und FKK*. Dies wird den im Zölibat lebenden Mitmenschen in den Wahnsinn getrieben haben. Statt aus der Kirche auszutreten und ein nützliches und lustvolles Leben zu führen, vergriff man sich an Schutzbefohlenen. Das ist feige und nicht zu entschuldigen.

    *(so sehen „Revolutionen“ im Kapitalismus aus: Wenn man daran kräftig verdienen kann, macht man eine Weile auf „links“, danach kann die Attitüde wieder in den Schrank. Stimmt’s, Frau Obermeyer, Herr Langhans, Frau Uhse?)

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