Das Problem ist das System, ja

Wir zeigen alle gerne mit dem Finger auf andere. Wir fühlen uns gut, wenn wir in einer bestimmten Situation meinen, den Schuldigen ausfindig gemacht zu haben. Es ist einfach ein tolles Gefühl – es bedeutet nämlich, dass wir selbst unsere Hände in Unschuld waschen können und im Grunde vollkommen unbeteiligt sind. An allem. Konsequent weitergedacht hieße das auch, dass wir vor ein unlösbare Problem gestellt sind. Ein Sündenbock ist also, das bestätigen diverse Präzedenzfälle, immer eine Entschuldigung, ja Ausrede für die eigene Untätigkeit, das eigene Versagen. Oder?

Moritz vom Sockenblog hat in seinem Artikel „Schuld sind nicht immer nur die anderen“ (erschienen bei Binsenbrenner.de) erneut auf das Thema hingewiesen. Dabei bezog er sich unter anderem auf Lebensmittelskandale, für die in der öffentlichen Diskussion tatsächlich immer die Produzenten verantwortlich gemacht werden. Mit einem Hinweis auf die deutsche Dekadenz (Flachbildfernseher und Smartphones statt Sojasprossen und Bio-Tomaten) erklärte er, man habe den Zeigefinger auch auf sich selbst zu richten. Der Konsument trage einen erheblichen Teil zur Problematik bei, so entscheide er doch immer selbst, „ob er auf sorgfältige Ernährung wert“ lege oder nicht.

Ganz so einfach ist das leider nicht – die Entscheidungsfreiheit des Konsumenten, von der Moritz da nämlich ausgeht, ist nicht jedem Fall gegeben. Ganz im Gegenteil trifft auf den Großteil der Bevölkerung zu, dass sie in einem unterbewussten Systemzwang steckt, der ihr von Grund auf anerzogen wird. So gilt Wirtschaftlichkeit als oberstes moralisches Prinzip – solange jeder für sich selbst sorgt, so sagt man, ist auch für das Wohl der Allgemeinheit gesorgt. Und umgekehrt: Wenn es „der Wirtschaft“ gut gehe, gehe es auch uns allen gut. Soweit die Ideologie des Kapitalismus, die täglich den bequemen Konsens liefert, den eine Regierung und mit ihr die gesamte herrschende Klasse notwendigerweise benötigt.

Moritz‘ sprachlich ausgezeichneter Artikel schneidet ein nicht zu unterschätzendes Thema leider nur oberflächlich an. Es wird mit Menschlichkeit und Moralität argumentiert, dabei jedoch die tiefe Komplexität des Sachverhalts übersehen. Doch ist das Hauptaugenmerk nicht darauf, sondern auf den Effekt dieses Artikels zu legen: Er hat eine umfangreiche Diskussion von hohem Wert angestoßen. So hat etwa Felix vom Lahnblog mit einer Stellungnahme reagiert, wie ich sie an dieser Stelle nun auch veröffentliche.

Verantwortung durch Entscheidungsfreiheit

Die Hauptthese von Moritz ist die, dass wir – wir bleiben beim Beispiel der Lebensmittelindustrie – eine tragende Verantwortung allein durch unsere Entscheidungs- und Konsumfreiheit haben:

„Die meisten von uns hätten genug Geld, um für ein fair gehandeltes und fair produziertes T-Shirt 20-40 Euro auf den Ladentisch zu legen. Die meisten von uns legen stattdessen jedoch 10 Euro auf den Ladentisch und freuen sich über den niedrigen Preis, ohne die Herkunft ihrer Kleidung zu hinterfragen. Die meisten von uns hätten auch genug Geld für biologisches und gesundes Schweinefleisch. Stattdessen kaufen wir eingeschweißte Chemiebomben zum halben Preis.“

Nun wird einem zunächst einmal eines sauer aufstoßen: Ist es nicht anmaßend, zu behaupten, die Mehrheit könne es sich leisten, sich alltäglich von Bio-Produkten zu ernähren und fair gehandelte Kleider zu tragen? Sicher, Deutschland hat eine starke Mittelschicht, aber das will noch nichts heißen. Außerdem: Selbst, wenn es keine finanzielle Frage wäre, hätten wir, philosophisch betrachtet, tatsächlich alle Freiheit, uns für „Bio“ und „Fair Trade“ zu entscheiden?

Alles Fragen, die in der Diskussion zum Artikel immer wieder aufgetaucht sind. Moritz beharrte weiterhin darauf, dass sich die Mehrheit einen bewussteren Konsum leisten könne. Im weiteren Verlauf des Wortgefechts gab nunmehr die Frage nach der Definition von Armut den Ton an. Betreffe sie nun eine kleine Unterschicht oder vielmehr alle lohnabhängigen Menschen? In meinen Augen ist Armut, wenn die Erfüllung grundlegender Bedürfnisse und somit die Freiheit eines Menschen von einer Sache, einem Menschen oder einem Hindernis struktureller Natur behindert wird. Ganz gleich aber, wie man nun Armut definieren mag – das Problem bleibt dasselbe. Es wurde lediglich aneinander vorbei geredet, denn letztlich geht es doch nur darum, ob der Konsument höchstselbst die für sein Konsumverhalten verantwortlich ist oder nicht, und wenn nicht, wer dann.

Fest steht doch, dass jeder lohnabhängige Mensch in gewissen marktwirtschaftlichen Zusammenhängen aufwächst, erzogen wird und eine entsprechende Denklogik entwickelt, die ihm hilft, im System zurechtzukommen. Hierbei ist jeder gemeint, wir zeigen also nicht mehr nur auf andere. Auch ein Gesellschafts- und Systemkritiker muss schließlich, ich wiederhole damit die Aussagen einiger anderer Debattanten, Geld verdienen und mit Geld bezahlen. Wir können uns höchstens geistig von all diesen Zusammenhängen trennen, nicht physisch.

So ist also – ganz gleich, wer hier jetzt arm ist und wer nicht – die überwältigende Mehrheit der Gesellschaft (auch hier in Deutschland) durch eine automatisierte Logik dazu “gezwungen”, auf einen bewussten Nahrungsmittelkonsum zu verzichten. Zwar könnte die Masse vom einen Tag auf den anderen durch einen rasanten Anstieg der Nachfrage den Preis nämlicher Bio-Produkte senken – damit würden diese Bio-Produkte allerdings qualitativ und quantitativ auf dasselbe Niveau wie alle anderen, herkömmlichen Nahrungsmittel sinken. Die Produktion müsste beschleunigt, die Löhne gedrückt werden. So einfach ist das.

Ich sage es noch einmal: Nicht dem Konsumenten, der in einer zwingenden Relation steht, ist die Schuld zuzuweisen – es ist die Systematik, ein komplexes Ineinandergreifen kantiger Zahnräder, die hier dominiert. Und summa summarum handelt es sich doch um ein Privileg wohlhabenderer Leute, den Konsum zur Gänze auf Bio-Niveau umzustellen.

Revolution durch bewussten Konsum?

Der Artikel von Moritz fußt auf der Annahme, bewusster Konsum könne Arbeitskonditionen, Tierschicksale und überhaupt das meiste weltweit verbessern. So ist es doch reichlich illusorisch, zu glauben, mit dem Kauf einer rein biologisch angebauten Tomate gegen Gentechnik zu kämpfen. Es geht um nichts anderes, als sich inmitten all der Skandale – bei denen es sich um nichts weiter als kapitalistische Normalität handelt – ein gutes Gewissen zu erkaufen. Auf die Spitze treibt es dabei die Limonade „LemonAid“. Sie wird mit allen Ernstes als „flüssige Revolution“ beworben: „LemonAid ist halb Limonade, halb Entwicklungshilfe. … Trinkt mit uns für eine bessere Welt“, heißt es auf der Website zum Getränk. Zwar handelt es sich hierbei lediglich um eine gut gemachte Werbekampagne. Doch sie drückt genau das aus, was viele tatsächlich glauben: Die Welt durch bewussten, empathischen Konsum verändern zu können.

Dieser Traum vom reformierten, guten Kapitalismus ist naiv, denn, und das hat Felix vom Lahnblog wunderbar auf den Punkt gebracht, er übersieht das Wesentliche – das Gewinnstreben eines Unternehmers, die treibende Kraft der Marktwirtschaft. So verwundert es auch nicht weiter, als Moritz entgegnet: „Gewinnstreben ist in meinen Augen nichts schlechtes. Der daraus resultierende Wohlstand auch nicht unbedingt. Nur muss es wie gesagt a) für alle die gleichen Startbedingungen geben und b) darf niemand unter dem Gewinnstreben des anderen leiden.“ Nur lassen sich innerhalb des bestehenden Systems die „Startbedingungen“ niemals verändern, die sind schon gegeben. Oben, unten, das war’s. Entweder arbeitest du oder du lässt dein Kapital für dich arbeiten. Einfach ist auch, an die Moral zu appellieren und zu sagen, niemand dürfe „unter dem Gewinnstreben des anderen leiden“. Das ist schließlich eben der Knackpunkt, von dem man sich dann lieber abwendet. Selbst, wenn man das in Deutschland vermeintlich nicht erkennen kann, so ist es doch so, dass das kapitalistische Streben nach Profit von der Unterdrückung anderer abhängt. Schließlich kann nur dann jemand mehr als andere haben, wenn diese weniger haben. So ist es auch mit der Dritten Welt. Solange Deutschland Geld schon als Spielzeug benutzt, wird es in den wirklich und existentiell bedrohlich armen Ländern der Welt nicht einmal genug Trinkwasser geben.

Denken wir doch einmal konsequent weiter und nehmen wir an, jeder konsumierte ganz bewusst nur noch Bio-Produkte und fair gehandelte Waren. Die Masse eignete sich den so hochgelobten alternativen Lebensstil an. Was würde passieren? Im Kapitalismus kann nur eins passieren, damit weiter gewirtschaftet werden kann: Es muss Profit gemacht werden. Das geht automatisch auf Kosten der schönen Werte, die ohnehin mehr Marketing als Realität darstellen. Die Bio-Produkte bleiben zwar bio, die Angestellten werden aber ausgebeutet. Und zwar so drastisch, dass sie sich, damit wären wir wieder bei der Ausgangsfrage, kein einziges Bio-Produkt leisten, ja gerade mal ihren Unterhalt finanzieren können. Dann kann zwar die Mittelschicht immer noch Wert auf ethische Backwaren, moralisches Gemüse und politisch korrekten Kaffee legen – mehrheitsfähig und weltverbessernd wird das Ganze nicht. Das hängt nicht von unserem Konsumverhalten ab, sondern von einer altbekannten Logik, genannt Kapitalismus. Am Ende bleibt nicht mehr übrig als eine – wie Christoph Horst in KONKRET 10/10 den Veganismus nannte – „elitäre Essstörung“.

Die Psychologie des Systems

„[…] Dann frage ich mich, ob man wirklich nichts ahnen konnte? Oder aber, ob die, die die Möglichkeit dazu gehabt hätten, einfach nichts ahnen wollten?“ – Moritz

„[…] Gerade der Billigwahn macht viel mehr kaputt als der Einzelne vielleicht im ersten Moment zu sparen glaubt.“ – Peter

Hier unterscheidet sich die Diskussion schon im Kern:

  • A – „Der Verbraucher ist schuld. Er konsumiert, handelt also eigenverantwortlich und frei.“
  • B – „Das System ist schuld. Es produziert und steht auf der Herrschenden Seite, verfügt also über eine gewisse Kontroll- und Lenkungsmacht.“

Die zwei obigen Zitate illustrieren die scheinbare Unüberbrückbarkeit dieser zwei offenbar gegensätzlichen Standpunkte von der einen Seite. Doch sind sie wirklich gegensätzlich – oder aber vereinbar?

Ich will den Verbraucher niemals von aller Schuld loslösen. Ihm ist selbstverständlich immer eine gewisse Verantwortung zuzumuten und zuzusprechen. Das Dritte Reich, um auf Moritz‘ krasses Beispiel zurückzukommen, brauchte die nickenden Deutschen immer auch als Rückendeckung, als Legitimierung für die eigene verbrecherische Politik. So ist es auch in diesem Fall: Ohne den massenhaften Konsum von Produkten, die geistigen Giftstoffen entspringen oder reelle Giftstoffe enthalten, lohnte es sich nicht, diese überhaupt zu produzieren.

Dennoch muss gefragt werden: Warum konsumieren wir nämliche Produkte? Es ist der Punkt, an dem Moritz‘ Kritik weitergehen, an dem länger als zu kurz gedacht werden muss.

Wir konsumieren, weil wir etwas für wohlschmeckend, wohlriechend oder sonstig erfüllend, ausstattend bzw. genießbar halten, je nach Wohlstand – vor allem wollen wir mit unserem Konsum aber grundlegende Bedürfnisse befriedigen. Soweit, so gut. Nun kommen in wohlhabenderen Ländern der Ersten Welt, etwa Deutschland, aber unzählige Luxusgüter – Mobiltelefone, Autos, eigentlich auch Bücher, Zeitschriften, Süßigkeiten usw. – hinzu. Diese müssen, da sie über grundlegende Bedürfnisse hinausgehen und teilweise lediglich eine erweiterte oder alternative Form eines bereits bestehenden Guts darstellen, entsprechend beworben werden. Hauptprojektionsflächen sind dafür die Geräuschmedien Fernsehen und Radio. Sie sagen uns tagtäglich, was wir trinken, essen, lesen, sehen, besuchen, benutzen oder einfach nur haben sollen. Damit bringen sie uns von klein auf bei, was sich zu haben gehört, wodurch wir uns definieren sollen, womit wir schon im zwischenmenschlichen Bereich zum Wettkampf antreten können. Nur, was besser, neuer, schicker, schneller, größer, kleiner, flacher oder dicker ist, zählt noch. Das sind die hochgelobten Werte der Gesellschaft, in der wir leben – herzlich willkommen im Neoliberalismus.

Das alles ist die Psychologie des Systems. Sie macht uns zum Bürger, der brav konsumiert und dabei meint, eine freie Wahl zu haben. Dass wir entscheiden können, was wir kaufen, setzt voraus, das bereits eine Wahl getroffen wurde – nämlich die, welche Produkte überhaupt zur Wahl stehen. Mit Freiheit hat das also nichts zu tun.

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4 Kommentare

  1. Januar 9

    Du gehst davon aus, dass die Bio-Bauern genauso „Gewinngeil“ sind, wie diejenigen, die riesige Mastbetriebe haben. Dann aber meine Frage: Wieso sind sie dann Bio-Bauern und haben keine riesigen Mastbetriebe?

    Auch das mit dem „die meisten von uns könnten es sich leisten“ muss ich noch einmal betonen. Sicherlich, man müsste auf den ein oder anderen Schnickschnack verzichten, aber leisten könnte man es sich allemal.

    Interessant wird es finde ich bei der Revolution durch den umgestellten Konsum. Zu einer solchen Revolution wird es nie kommen. Ebenso wenig zu dem Fall, dass Bio-Bauern und Fair-Trade-Bekleider ihre Produktion drastisch anheben müssen. Sicherlich könnte auch das, wie du schon sagst, in die Hose gehen, aber versuchen könnte man es in meinen Augen trotzdem – nur wird die Masse nichts versuchen.

    „Die Amerikaner geben jedes Jahr 50 Milliarden Dollar für Weihnachten aus. 10 Milliarden würden reichen, um weltweit die Trinkwasserversorung sicher zu stellen.“
    Das hat gestern in Ulm eine Slamerin vorgetragen. Sicher hat sie recht damit. Aber ich glaube nicht, dass der Tag kommt, an dem die Amerikaner nur noch 40 Milliardden Dollar für Weihnachten ausgeben. Genauso wenig wie der Tag kommen wird, an dem der Großteil der deutschen fair gehandelte Waren isst.

    Ebenso wenig glaube ich, dass es hier bei uns zu einem Systemumsturz von Innen kommen wird. Die Erklärung dafür ist einfach: Die politische Klasse, die diesen Umsturz fordert, ist zu klein, um ihn auf legalem Wege zu erreichen und auf illegalem Wege wird es keinen Umsturz geben – ein Punkt, den ich unserer Demokratie trotz allem zugute halte. Der ersehnte Umsturz wird von außen kommen. Und wenn dieser Umsturz da ist, dann wird sich sogar der letzte Straßenkehrer fragen, wieso er 20 Jahre früher nicht weniger Geld fürs Fernsehen, und mehr für fairen Handel ausgegeben hat. Und alle werden sagen: „Man hätte es wissen müssen.“

    Deshalb habe ich meinen Beitrag geschrieben. Einen Beitrag mit einem radikalen Fazit das sicherlich nicht viele teilen. Aber selbst wenn sie es nicht teilen: Diese Entwicklung kann keiner abstreiten und ihre Folgen wird auch keiner abstreiten können. Und am besten macht man darauf wohl aufmerksam, in dem man den Leuten verbal ins Gemächt schlägt :)

  2. Januar 9

    Achso, und hatte ich schon erwähnt: Das Problem ist nie das System. Das Problem sind immer die Menschen :)
    Mit der Aussage gehe ich sogar so weit: Mit den „richtigen“ Menschen wäre der Nationalsozialismus zwar national, aber auch sozial und demokratisch gewesen und es hätte weder einen Krieg, noch eine Judenverfolgung gegeben. Genauso wäre die DDR mit den richtigen Menschen kein Unterdrückerstaat, in dem einige gleicher als andere waren, geworden, sondern ein Staat mit freien, gleichen und gut lebenden Bürgern. Und mit den richtigen Menschen wäre auch unser Kapitalismus sozial und alle in Bangladesh hätten genug zu essen.

  3. Lutz Hausstein
    Januar 9

    Ich kommentiere jetzt mal hier im Blog bei heutigen Blogcrossing. :-) Weil meine Anmerkungen am besten zum hier Gesagten passen.

    Eine der Grundbedingungen für den Kapitalismus ist das Gewinnstreben, besser das Gewinnmaximierungsstreben. Und so ist es nur folgerichtig, wenn sich die einzelnen Wirtschaftssubjekte dementsprechend verhalten. Die Unternehmen versuchen, ihre Gewinne zu maximieren, mit allen Mitteln. Verbraucherbeeinflussung (Werbung), Lohndrückerei, Lieferantenpreis-Drückerei, Preisabsprachen, Monopolpreise und und und. Wenn sie dies nicht machen würden, wäre es einfach kein Kapitalismus.

    Das Verhalten ist also sehr wohl systemisch.

    Zum Thema Nationalsozialismus will ich gar nicht viel Worte verlieren. Die Begrifflichkeit an sich ist ein Euphemismus. Er war zu keiner Zeit sozial angelegt. Die Ausgrenzung, Diffamierung. Entrechtung und (letztendlich) „Ausmerzung“ bestimmter Bevölkerungsteile (Nichtarier, Arbeitslose, Homosexuelle, Andersdenkende etc.) war von Beginn an ein Grundmerkmal dieses Systems. Es gründete sich auf die Ideologie eines genetischen „Besser-Seins“ bestimmter Bevölkerungsgruppen gegenüber anderen Gruppen. Und das KANN nicht sozial sein.

  4. Januar 9

    Lutz Hausstein: Ich kann mich deiner Aussage in Reaktion auf den Kommentar von Moritz letztlich nur anschließen. Und schließlich würde jedes der von dir, Moritz, genannten Systeme mit den richtigen Menschen an sich selbst zusammenbrechen. Wenn der Kapitalist in seinem Handeln plötzlich ethische Prinzipien und moralische Werte berücksichtigen würde, wäre er dazu gezwungen, entweder Suizid zu begehen oder aufzuhören, Kapitalist zu sein.

    Jedoch wird der Kapitalist nie so denken können, da ihn seine systemische Rolle moralisch verformt: Das, was er unter Ethik versteht, ist weit ab von jeder Moral. Seine Werte werden verbogen und umgedeutet, sodass sie sein Handeln weiterhin rechtfertigen können. Das geschieht auch in unserer Gesellschaft, in der Erziehung, in der Bildung. So hat es zuletzt der Liberalismus mit dem Begriff der Freiheit vorgemacht – Freiheit sei Grenzenlosigkeit nur für Unternehmer und nicht für alle.

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