Die Natur als Intrigantin für den Kopf

Wann fing alles an? Wo hört alles auf? Derlei Fragen können in den Wahnsinn treiben, versucht man, eine plausible Antwort zu finden, eine eindeutige Antwort, oder auch nur einen Hinweis auf eine mögliche Antwort. Müssen wir deshalb die Frage umformulieren – oder unser Denken völlig neu reflektieren?

Anfang und Ende gibt es vielleicht nur im Menschenkopf, dessen Träger immer einen Ausschnitt von etwas besehen will. Er betrachtet einen spezifischen Zeitraum, einen bestimmten Teil der Welt, und versucht nun, diese anhand dessen zu erklären. Am Ende wird er uns eine Ordnung vorstellen, die er entworfen hat, das untersuchte Problem verständlich zu machen oder auf abstraktem Wege zu lösen. Möglich ist auch, dass er eine Simplifizierung vornimmt, die Laien helfe, den Sachverhalt zu verstehen. Immer aber wird uns dieser Wissenschaftler ein System liefern, in dem alles Sinn macht und nichts zu fehlen scheint. Ein theoretisch logischer Raum wurde konstruiert, in dem wir uns ohne Schwierigkeiten aufhalten können.

Dem Ganzen auf den Grund kommen wollen

Wenn wir es nun wagen sollten, aus diesem Raum auszubrechen und dem Ganzen auf den Grund kommen zu wollen, so werden wir – wie eingangs bemerkt – die Grenzen unserer Denkfähigkeit beklagen und jämmerlich zusammensinken. Wir wollen einen Sinn finden – des Lebens, des Universums und des ganzen Restes. Betasten wir auf dieser Suche jedoch die äußeren Ränder des uns umschließenden Raumes, merken wir: Hier ist nichts in sich stimmig. Hier gibt es keinen Halt. Kein oben, kein unten, kein A und kein B. Was nun?

Man muss sich ins Gedächtnis rufen, dass all die Wissenschaftler, Welterklärer und Bedeutsamen nicht mehr sind als Individuen unserer Art. Sie wollten womöglich nie Teil eines im Rückblick als großes Menschheitsprojekt wahrgenommenen Prozesses werden, wollten stattdessen vielleicht nicht mehr und nicht weniger als ihren subjektiven Sinn im Leben finden. Den findet der eine im Gotteshaus, der andere im Sport, der nächste im Handwerk, und so weiter. Der Wissenschaftler findet ihn in seiner Wissen- und bestenfalls gleichermaßen Leidenschaft. So schaut er sich die Natur genauer an, bemerkt Unklarheiten, schafft diese mit seinen besonderen Mitteln beiseite; schon steht sein Name noch Jahrhunderte später in den wichtigen Büchern.

System nur mit dem System

Nach und nach haben wir auf der Grundlage vieler Arbeiten solcher eigenständigen Individuen, die vielleicht nur sich selbst, nicht die ganze Welt bereichern wollten, unser feines Weltbild beisammen. Dieses können und dürfen wir aber nur auf diese unsere Welt beziehen, nichts weiter! Denn eben darum kommt es dazu, dass wir so verzweifeln: Ein System lässt sich nur mit innersystemischen Mitteln begreifen. Außersystemische Entitäten oder gar ganze äußere Systeme werden uns mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln immer etwas ferner als unsere eigene Welt liegen, werden uns nie vollständig ersichtlich sein. Genauso verhält es sich mit dem subjektiven Charakter jedes anderen Individuums als uns selbst: Wir können ihn äußerlich beschreiben und Vermutungen darüber anstellen, wie er beschaffen ist – am Ende bleibt uns doch nichts, denn die Spekulation wird immer Spekulation bleiben, zwangsläufig. Ich kann dir meine Vorstellung davon darlegen, wie du denkst und fühlst, niemals aber werde ich es wissen können. Ich kann dir meine Vermutungen darüber darlegen, wo alles anfing und wo alles aufhört, niemals aber werde ich sie beweisen können.

So mag sich der eine aus der Verzweiflung lösen, indem er sich am Glauben festhält, der andere mag ewig nach logischen Erklärungen suchen. Er wird keine finden; ein logisches Muster wird hier nicht greifen. Was darüber hinausgeht, will man entweder durch Mystifizierung verklären oder enttäuscht abtun. Stattdessen könnte man den Weg auch rückwärts gehen: Wenn es in der Natur schon keinen Anfang und kein Ende gibt, warum sollten wir uns dann länger in unseren weltumspannenden Konzepten damit aufhalten?

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