Generation unbekannt

Krass, oder? Wie sich alles geändert hat. Ich weiß noch, ich war fünf. Mir war langweilig, also habe ich meine Spielzeugautos genommen und einfach gespielt. Stunden vergingen. Ich war sieben, also zückte ich meine Pokemonkarten raus. Mit neun fing meine harte Zeit an. Man hat mit Sachen experimentiert – zum Beispiel sämtliche Softdrinks gemischt und sie auf Ex getrunken. Doch was ich am meisten mochte, um Zeit totzuschlagen, war Rausgehen mit Freunden. Ein paar alte Treter und ein Ball und man hatte Spaß bis kurz vor Sonnenuntergang.

Was um alles in der Welt hat sich innerhalb der letzten zehn bis zwölf Jahre verändert? Kinder hocken nur noch zu Hause an ihren neuen Handys oder Laptops. Die ganz taffen Kinder wagen sich mit ihrem kostbaren Ding auch nach draußen, aber nur um es den anderen zeigen zu können, dass sie endlich auch zu denen gehören.

Früher wurden Stadterkundungen durch die eigene und fremde Städte veranstaltet, um die Umgebung besser kennenzulernen. Sogar Stadtkarten sollte man aufzeichnen. Wofür wir früher einen ganzen Tag brauchten, schafft man nun mit dem Hightec-Krimskrams innerhalb einer Viertelstunde. Google und Google Maps sind dann deine besten Freunde. Mag effizienter und besser klingen, aber ist es das wirklich? Die andere Seite der Medaille: Menschen werden immer dümmer und abhängiger. Ich habe das Gefühl, dass die Menschheit es braucht, von etwas abhängig zu sein, wonach sie ihr Leben richtet. Es ist eine neue Form der Entfremdung. Nicht nur in der Weise des Denkens, sondern auch in Sachen Kommunikation.

Es scheint, dass sich heute einmal mehr bestätigt, was schon im 19. Jahrhundert Herr Feuerbach geschnallt hat: Der Mensch strebt nach der Perfektion und dem Allwissen – nach Superlativen. Smartphones geben den Menschen genau dieses Gefühl, wonach sie wohl seit Generationen suchten. Doch kann sich das als recht gefährlich erweisen, da die Informationen, die das Internet preisgibt, nicht immer korrekt sind. Dennoch verlassen sich die Menschen darauf – zu sehr.

Was ist seit dem Mittelalter eigentlich überhaupt vorangekommen? Damals hatte die Kirche die Kontrolle über das Volk, ihm jeden Scheiß erzählt und die Leute glaubten das. Heute haben Politiker und Staat zwar begriffen, wie hirngewaschen wir alle sind, ziehen aber genau das gleiche Spielchen mit uns ab: Die Politik von Zuckerbrot und Peitsche. Man kann jeden Dreck im Internet schön und in Fachsprachen verpacken – die Leute glauben es. Das will ich krank und pervers nennen, aber es ist normal.

Ich erwähnte bereits die Entfremdung in der Kommunikation. Wie asozial wir geworden sind! Jeder gibt täglich an, mit wievielen Leuten er „geschrieben“ hat, wieviele Freunde er auf Facebook hat und wie viele „Likes“ er bekommen hat – allein dieses Vokabular ist doch schon zum Kotzen. Doch im Endeffekt ist es das alles nicht wert, im Endeffekt sind wir alle zu unkommunikativen Primaten geworden, doch es ist uns alles egal, solange wir auf Facebook trotzdem noch cool wirken.

Ganz richtig, Smartphones und Facebook regieren den Alltag, eine industrialisierte Kultur. Es richtet sich nicht nach den Bedürfnissen der Menschen, sondern wir richten uns voll und ganz auf diese Produkte. Wir stellen unser Leben um, um daran teilhaben zu können. Manchen ist dabei nicht bewusst, dass sie, trotz der steten Freundeszunahme auf Facebook, in der realen Welt so einige verlieren – bedingt dadurch, dass sie keine normalen Face-to-Face Unterhaltungen mehr führen können. Der Blick ist immer nach unten gerichtet, die Finger starr an der Tastatur gehalten.

Ich will mich bei euch allen entschuldigen, dass ich kein Teil der Iphone- Generation werden möchte und – voll hipster – gegen den Strom schwimme. Mich begeistern eure PapiJumps, TempleRuns und Co. KGs kein Stück. Bis dann, ich bin bolzen!


Ein Gastbeitrag von Fabian Ziebinski.

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Ein Kommentar

  1. Lindsay Linn
    Oktober 29

    Hi Fabian,

    ich danke dir erstmal für deinen tollen Beitrag. Ich stimme dir in vielen Punkten zu, wie zum Beispiel in dem Punkt der Gehirnwäscherei. Leider schafft man es heutzutage viel zu schnell eine große Anzahl von Leuten von gewissen Sachen zu überzeugen, ohne dass wir uns mehr als fünf Minuten mit dem Sachverhalt beschäftigen. Zudem haben sich unsere Jugend und unsere Kinder noch stärker vom Konsum leiten lassen als vor einigen Jahren: Smartphones, Tablets usw. und das alles schon seit dem Kindesalter! Erschreckend ist zudem, dass zweijährige Kinder Stunden vor Smartphones und den Tablet Pcs verbringen können und wirklich nicht raus wollen.

    Jedoch kann ich den Punkt mit der Kommunikation im realen Leben nicht ganz nachvollziehen. Manchmal verstecken sich die Menschen einfach „hinter ihren Smartphones“, da sie nicht wissen wie sie in Interaktion treten sollen. 
    Ich denke es liegt weniger an dem Wollen und mehr an der Umsetzung in der „face to face Kommunikation“…LG

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