Trivial Pursuit #1 – Freizeit

Freizeit. Etwas wonach sich jeder sehnt, wonach jeder strebt und wonach jeder arbeitet. Komisch, oder? Freizeit muss sich erst erarbeitet werden? Erst die Arbeit dann das Vergnügen. Selbst wenn ich das schreibe, stellen sich all meine Haare, davon habe ich genug, zu Berge. Dieses, in meinen Augen große Problem, ach was sage ich, diese Perversion, kann noch weitergeführt werden. Was sagt ihr dazu: Es gibt Leute, die hart für ihre Freizeit arbeiten müssen, Leute, die sich bei ihrer Arbeit in Schweiss und Dreck zur Freizeit suhlen und es gibt Leute, die sich kein Fleck rühren, ja gar nicht mal ihren verdammten Arsch bewegen müssen, da ihr Leben aus Freizeit besteht.

Was meint ihr – wenn ich Freizeit einfach mal mit dem Wort Kapital, oder direkter – Geld austauschen würde? Würde es ein riesen Unterschied ausmachen? Höre ich da ein kollektives ‚Nein‘? Genau dieser Meinung bin ich auch. Genauso groß wie die Schere zwischen arm und reich ist, ist auch diese Schere. Leute, die jeden Morgen zur Arbeit fahren und Abends erst nach Hause kommen, sind so gearscht, dass ihre einzige Freizeit das Feierabendbierchen in der Bahn ist. Manche machen eine Fernreise mit zwei Flachmännern, da die zu großes Fernweh haben. Auf der anderen Seite, der Sonnenseite, schön in der Hafencity, haben wir Leute, die im Unterschied zu den Flachmannfernreisetypen erst am Abend aufstehen, da sie nachtsüber zu hart gefeiert haben. Was haben sie gefeiert? Wissen sie selbst nicht, einfach aus Lust und ganz besonders, einfach weil sie es können und es sich leisten können.

Nun schweife ich mal in den Alltag der beiden Typen: Nennen wir den Flachmannlandfanatiker Hannes und den Hafencityjedenabendpartygönner, Dirk. Es soll lediglich ein kurzer Ausschnitt sein, das auch schon Bourdieu ersichtlich wurde. Dieser Typ hat schon in den 70ern gesehen wie sehr sich Menschen unterscheiden, die sich in unterschiedlichen Kreisen bewegen. Wahrscheinlich hat es bereits jemand anderes und viel früher gesehen, aber den kenne ich nicht und es wirkt schlau wenn ich Bourdieu im Text benutze. Kommen wir nun zu Hannes und Dirk: Nehmen wir die Essgewohnheiten unseren zwei Helden. Hier könnte der Unterschied größer nicht sein. Zum einen hat Dirk einfach viel mehr Geld sich gesünderes, leichteres, dekadenteres Essen zu leisten. Aber abgesehen davon, habt ihr mal die Dauer betrachtet? Wie lange isst Hannes zu Mittag? Wie lange isst Dirk zu Mittag? Ich bin mir nicht ganz sicher, aber hat Hannes überhaupt zeit sich einem gescheiten Mittagsessen zu widmen? Sobald die halbe Stunde Pause antritt, zückt Hannes sein Butterbrot und verschlingt es in drei Happen. Wobei Dirk sein Mittagessen zelebriert. Sachen isst, die er nicht mal kennt, aber in der Zeitschrift für ‚Reich,Naiv und Ich-Mach-Alles-Damit-Leute-Sehen-Dass-Ich-Geld-Habe# gelesen hat. Dabei wird natürlich geschnackt und über Sachen beschwert, die für Hannes utopisch sind. Bei dem einen dauert das verspeissen lediglich fünf Minuten und bei dem anderen ein bis zwei Stunden.

Kommen wir nun zum Sport. Der für mich eher interessantere Teil, weil, ähm, Sport einfach der Hammer ist und dort sozialwissenschaftlich sehr vieles geschieht, dass die Gesellschaft sehr gut widerspiegelt. Nehmen wir mal an Hannes macht, falls er doch bisschen Zeit für sich findet Kampfsport und Dirk spielt leidenschaftlich Tennis und Golf. Welche beiden Merkmale sind auffällig. Ohne wenn und aber: Zeitaufwand und Körperkontakt. Der in diesem Text interessantere Teil, ist der des Zeitaufwandes. Beim Kampfsport dauert eine Runde höchstens 3-4 Minuten. Wie lange dauert eine Runde um 18 Loch beim Golfen zu absolvieren? Keine Ahnung, aber so lange, dass ich schon beim zweiten Loch die Glotze abschalte wenn es im Fernsehen übertragen wird. Hier wird das Verhältnis der Freizeit so schön und deutlich abgebildet, dass ich kotzen könnte. Ich frage mich, je mehr Geld jemand hat, desto langweiliger wird er? Anscheinend schon…. Ich will hier nichts verurteilen aber ihr seht selbst.

Erster Teil der Beitragsreihe Trivial Pursuit, die der Banalität auf den Zahn fühlt. Ein Gastbeitrag von Fabian Ziebinski.

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