Schlagwort: Film

Dezember 15

Tony Kayes „American History X“ beleuchtet die US-amerikanische Neonazi-Szene anhand eines Mordfalls: Der rechtsradikale Skinhead Derek, so beginnt der Film, ermordet zwei Afroamerikaner, die sein Auto stehlen wollten. Daraufhin erhält er eine dreijährige Haftstrafe wegen Totschlags. Während er im Gefängnis sitzt, avanciert er innerhalb der Szene zur Legende und wird als Held gefeiert. Derweil nimmt Dereks jüngerer Bruder Danny immer Eigenschaften seines großen Bruders an. Danny hat nach dem Tod des Vaters in Derek sein neues Vorbild gefunden, sich ebenfalls die Haare kurzgeschoren und denselben Hitler-Fetisch entwickelt. Schließlich macht sich der afroamerikanische Schulleiter Sweeney erhebliche Sorgen, als Danny in einem Aufsatz mit dem Titel „My Mein Kampf“ seine Weltsicht zum Ausdruck bringt.

September 27

Die US-amerikanischen Fernsehserien von heute zeigen, wieso das Leben im Neoliberalismus nur aus Notlösungen besteht und Gerechtigkeit nicht gesetzeskonform ist.

In der Serie Weeds ist die Protagonistin Nancy Botwin seit dem unerwarteten Tod ihres Mannes alleinerziehende Mutter zweier Jungen – Shane, ein neunmalkluger Psychopath im Kleinkindalter und Silas, ein Teenager, der so seine Erfahrungen macht. Die Familie steht vor dem großen Problem der Finanzierung.

Juli 4

Frank Giering ist tot. Vor eineinhalb Wochen verstarb der Schauspieler im Alter von nur 38 Jahren. Er war einer der wenigen markanten Darsteller, die es verstanden haben, auf der Bühne oder vor der Kamera eine andere Person zu verkörpern als sich selbst. Ob in Funny Games einen höflichen Hausbesuch-Sadisten, einen melancholischen jungen Mann in Absolute Giganten oder den Gründer der RAF in Baader – auch das hiesige Feuilleton weiß, mit Giering ist ein „starker Charakterdarsteller“ (Die Zeit) verloren gegangen.

März 27

Scientology-Kirche HamburgAm kommenden Mittwoch zeigt die ARD einen Spielfilm über die Machenschaften der Scientology mit dem Titel „Bis nichts mehr bleibt“ – es handelt sich um ein Spielfilmdrama, das den berüchtigten Verein erstmals beim Namen nennt und die Geschichte von Anhängern und Aussteigern darlegt. Dabei sollen sowohl die internen Machtstrukturen als auch die finanziellen wie psychischen Abhängigkeiten eines Mitgliedes beschrieben werden.

Wie wird ein „ganz normaler Bürger“ zum Scientology-Anhänger?

Januar 27

Wir schreiben das Jahr 2017. Eine weltbewegende Erfindung hat das Leben aller grundlegend verändert. Die Erfindung der Surrogates (zu Deutsch Surrogate, Ersatzteile) macht es möglich, ein Roboter-Abbild eines selbst auf den Straßen herumzulaufen, während man bequem daheim hockt und sein zweites Ich fernsteuert. Niemand möchte mehr aufwachen, sind die Abbilder doch alle „bessere Versionen“ der Personen.

Die alternde Frau kann jetzt wieder jung und sexy aussehen, der hässliche Außenseiter das Äußere eines erfolgreichen Karrieristen besitzen (allerdings kann auch ein fauler, fetter, geiler Bock zum nymphomanen Blondchen werden). Und selbst Kriege werden nur noch indirekt ausgeführt – auf dem Schlachtfeld kämpfen lediglich Roboter, die Rekruten sitzen derweil im Militärzentrum im Liegestuhl.