Schlagwort: Witzig

März 10

Folgendes musste ich eben voller Schrecken in meiner E-Mail-Box entdecken:

Deutschland für Dich! ist eine Organisation, die sich dafür stark macht, dass ein Grundeinkommen in Deutschland durchgesetzt wird. Geplant und durchgerechnet sind 1500,- monatlich bedingungsloses Geld vom Staat für jeden von uns, unabhängig vom Einkommen.

Das bringt der Gesellschaft, der Kultur, der Arbeitsmarktsituation, der Gesundheit, der Bildung, der Kreativität so viele Vorteile, die möchte ich an dieser Stelle gar nicht beschreiben. Das können Sie alles auf der Internetseite der Deutschland für Dich!-Partei lesen und Sie werden staunen.

März 2

Am Wochenende habe ich den großartigen Film „Der Knochenmann“ mit dem exzellenten Josef Hader in der Hauptrolle des „Privatdetektivs“ Simon Brenner. Es handelte sich dabei um eine Verfilmung des gleichnamigen Romans von Wolf Haas.

Ja, es ist zum Totlachen, das Absurde in der österreichischen Kriminalkomik im Film. Diese Todesverliebtheit, die bis aufs Brutalste hinausläuft und sich in morbiden, nekrophilen Szenen verliert (wobei ich das Wort „verliert“ hier nicht im negativen Sinne verstehe), macht das Spektakel zu einem Fest des schwarzen Humors – schlüsselhaft dargestellt durch ein Kostümfest im Wirtshaus (ich beziehe mich hier auf die letzten Szenen).

März 1

Lieber Fred,

Shirley Phelpsdu bist also davon überzeugt, dein Gott würde „Fags“ verachten. Der Meinung, man müsse diese „elendige Minderheit“ endlich stoppen. Erfolg hast du damit auch, unter Anderem. Aber hast du dir denn schon einmal darüber Gedanken gemacht?

Wenn du das gar nicht kannst, warum ziehst du dann in so radikal anmutenden Videos wie diesem legendären Video hier über Atheisten, Homosexuelle und Vernünftige im Allgemeinen her? Das kann ich nicht so recht verstehen (und dieses Video ist besser).

Februar 21

„Total cool“, das ist, was die Leute von heute zu fast allem sagen zu müssen scheinen. Anders als „voll geil“ (oder restlos befüllt triebhaft) kann man seine Gedanken nicht mehr ausdrücken. Es hat den Anschein, als würde unsere Sprache nicht bloß einfach verlottern, sondern so richtig in den Dreck gezogen. Alles, was man heutzutage verbal von sich gibt, klingt wirklich scheiße. Ich will bloß einmal die französischen MTV-Untertitel zitieren: „Säugling, Säugling, ich will dich ficken.“ (ursprüngl. „Baby, baby, I wanna make love to you.“)

Februar 13

Gut, ganz so alt, dass ich über „damals“ reden beziehungsweise schreiben kann, bin ich nun auch wieder nicht, dennoch möchte ich an dieser Stelle zwei meiner früheren Geschichten veröffentlichen, die ich beim Stöbern in meinem digitalen Archiv gefunden habe: „Der Regen ist aus Stein gehauen“ und „Das Plingplong“ – viel Spaß.

Der Regen ist aus Stein gehauen

Zuerst hatte ich ihn gesehen im Regen. Abends. Dunkelheit. Schatten. Ich bin zu ihm hingegangen und hatte ihn angestarrt. Stille. Ein merkwürdiger Mensch. Er stand da, einfach nur so. Er war vollkommen durchnässt. Seine nassen Haare trieften und man hätte sie auswringen können; die Kleider klebten ihm am Körper und er schaute mich ganz traurig an. Aber es kam mir vor, als kannte ich den Mann schon ewig.