Lieber Dieter,
lang scheint es her, dass du eine Ausländerin von der Piste rammtest. Versuchst du aber merklich, dieses Unglück aus dem thüringischen Landeswahlkampf herauszuhalten. Doch du hast ganz persönliche Lebenserfahrungen gemacht seit dem Unfall: Der „Bild am Sonntag“ erzähltest du, es gäbe einen neuen Impuls in der Ehe („Worunter der Physiker ja die Wucht eines Körpers beim Aufprall versteht“ – Titanic 9/09, S. 6) und du wärst sensibler geworden.
Könnten solch intime Geständnisse nicht den Wahlkampf verderben? Vielleicht hat ja jemand etwas für Gerüchte übrig, irgendein schmieriges Boulevardblatt. Die „Bild“ wird es nicht sein, die haben dir die Antworten ja bereits entlockt und vermutlich auch mit „keinem weiteren Wort darüber“ verdient.
Doch, was schreibe ich, die Wahlen hast du dir ja längst verdorben. Nun ist es an dir – gehst du auf eine große Koalition mit der SPD ein? Oder trittst du deinen Platz ab und lässt rot-rot-grüne Verhältnisse in deinem schönen Thüringen entstehen? (Man kann sich dich vorstellen, wie du denkst: „Nein, meinen Platz will ich nicht abtreten. Das schadet dem Ego.“ Aber die Politik ist nunmal ein Ego-Shooter, also lass es bleiben, Dieter.)
31,2 Prozent für dich, 27,4 Prozent für die Linke. Tja, was machen wir denn da?
Auf eine Entscheidung wartend,
Jan
Bild des Monats
Von wegen Sperrmüll
Der Abschnitt „Brschloch des Monats“ muss an dieser Stelle weichen, vielleicht kommt er bald wieder. Platz gemacht hat er jedenfalls für eine neue Idee – nämlich die, Kurioses, Erschreckendes, Merkwürdiges im Bild darzustellen.
In diesem Monat ein eher erschreckendes Bild von Elektroschrott in einem Graben, welches ich mitten auf dem Land aufgenommen habe. Da hat wohl jemand gedacht, er könne diesen Mist auch einfach an die Natur loswerden, schadet ja nicht. Der Recyclinghof fünf Kilometer weiter hätte es zwar auch getan, aber dazu ist man sich ja zu faul. Wie rücksichtlos Menschen sein können.
Bild: MPLabs
Du liest auch die Titanic? Habe ich seit dieser Ausgabe abonniert und gefällt mir echt gut.
Ich habe das „Titanic“-Magazin zur Zeit auch im Abonnement (auch seit genannter Ausgabe!) – kenne sie schon lang, habe sie sonst immer (gelegentlich) im Kiosk gekauft. Was soll ich dazu sagen? Ordentliche Satire eben. Wenn du noch etwas Ernsthaftes derselben Qualität lesen möchtest, kann ich dir die „Konkret“ empfehlen (ja, das ist das Blatt, für das Ulrike Meinhof schrieb).