Eine kleine Randnotiz
Spiegel online veröffentlichte Ende letzter Woche einen Artikel über einen vermeintlichen weiteren Fauxpas seitens Sarrazin. In Sarrazin verzettelt sich mit Goebbels* geht es um folgendes:
„Provokation ist bekanntlich sein Geschäft und so kann diese kleine Geschichte aus dem Alltag des Thilo Sarrazin fast nicht mehr überraschen: Deutschlands derzeit bekanntester Thesenritter hat in einer Pilotsendung für eine Late-Night-Show Benjamin von Stuckrad-Barre bei einem Ratespiel einen Post-it-Zettel mit der Aufschrift „Josef Goebbels“ auf die Stirn geklebt. Stuckrad-Barre sollte erraten, wessen Name da auf seinem Haupt pappt. Nachdem ihm dies gelungen war, sagte Sarrazin über Joseph Goebbels, dieser sei „sehr gut mit Worten“ gewesen.“
Im weiteren Verlauf des Textes schildert der Autor in auffallend inhaltsloser Ausschmückung des letztlich belanglosen Vorfalls, wie Sarrazin es auf Provokation in jeder Situation anlege, indem er etwa feststellt, dass Goebbels wortgewandt war. Dies abzustreiten ist schierer Blödsinn – doch wem es so an Durchblick mangelt, dass er sich selbst rhetorisch begabte Faschisten oder nicht provozierende Provokateure nicht vorstellen kann, dem muss etwas entgangen sein. Es kommt einem dann auch schon fast wie Realsatire vor, dass in demselben Artikel ausgerechnet der/die „ZDF-Neo-Leiter“ mit Namen Himmler zitiert wird.
Diese irrelevante Meldung ist nichts als ein weiterer kläglicher Versuch, so viel wie nur irgend möglich rund um den „Tabu-Brecher“ und „Volkshelden“ Sarrazin aufzutischen. Doch gerade hierbei kommt die Ungenauigkeit zum Vorschein, mit der die Redaktionen, um eine brisante Information bemüht, bei ihrer Arbeit vorgehen. Denn 1. steht das Ratespiel in keinem Zusammenhang mit der derzeitigen Debatte und 2. frage ich mich, ob der Artikel entstanden wäre, wäre es nicht eben dieser Sarrazin gewesen, der tat, was er da tat. So stehe ich letztlich noch immer vor der Frage, was der Verfasser mit seiner Veröffentlichung hat bezwecken wollen. Doch lasse ich sie im Raum stehen, denn die Antwort will ich gar nicht hören – so oder so bleibt zusammenfassend stirnrunzelnd zu sagen: Nichts weiter.
* ist das nicht ein überaus originelles Wortspiel? Da dachte ich mir, ich gebe mir für den Titel dieses Artikels auch keine Mühe mehr, an die hohe Kunst der Spiegel-Avantgarde reiche ich sowieso nicht heran.
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