Wir liegen in der Nacht, und ich beobachte dich. In deinen Augen spiegeln sich die Sterne, ich zähle sie, es sind viele, deine Augen sind groß und tief. Du sollst sie nicht schließen, du kannst sie nicht einfach schließen. Schlaf nicht ein, ich habe dir noch viel zu erzählen. Ich könnte dir von meiner Reise erzählen, oder von dem Menschen, mit dem ich zuletzt hier in der Nacht lag. Doch du sagst mir, du willst es nicht hören, willst keine Geschichten mehr von mir hören. Ich hätte dir genug erzählt. Was kann ich dann noch tun, um dich wach zu halten?
Du sagst, ich soll dich küssen, auf der Stelle, augenblicklich. Ein Kuss kann aber nicht auf Kommando erfolgen, entgegne ich, wir müssten uns schon länger aneinandergeschmiegt haben, uns in den Armen liegen, eine intime Nähe aufgebaut haben, in der richtigen Stimmung sein. Das ist jetzt nicht der Fall. Wir liegen einfach nur in der Nacht, Seite an Seite, und ich beobachte dich.
Du sagst: Die Nacht ist doch schon Anlass genug, sich zu küssen! Warum?, frage ich dich, und blinzele nicht so, sonst komme ich noch durcheinander mit dem Sternezählen. Sterne! Strahle ich dich nicht genug an?, fragst du mich und drehst dich auf die Seite, wirfst mir einen scharfen, kantigen Blick ins Gesicht. Darum geht es überhaupt nicht, erkläre ich dir. Warum muss ich dir immer erklären, was ich gesagt habe? Warum verstehst du mich nicht? Wir sprechen eine Sprache, aber immer aneinander vorbei.
Ich muss wegschauen, weil dein Blick mir Angst macht. Und plötzlich ist diese Stimmung entstanden. Du fängst an, indem du deine Hand auf meinen Bauch legst und mit dem Daumen sachte drüberstreichst. Ich weiß gar nicht, was das soll, du willst mich doch nur küssen, denke ich, sage aber nichts. Dein Kopf nähert sich meinem, dein Blick wird weicher, deine Lider senken sich, ich kann die Sterne nicht mehr sehen, da sehe ich dich – und spüre dich.
Wir liegen in der Nacht, und ich beobachte dich. Und ich küsse dich. Und du gefällst mir.
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