Inspektor Moustique (3)

Nach langer Zeit die dritte Folge dieser kleinen Serie. Vielleicht bekommt sie mittlerweile mehr Zulauf – so hat sich das schließlich beim Zementblog entwickelt.

Inspektor Moustique und das Jenseits

Eine Gruppierung, deren Vorstellungen durchweg spiritueller Natur waren, traf sich regelmäßig zu einer Séance der Geisterbeschwörung – selbstverständlich war das nur aus Sicht derer realitätsnah und durchführbar. Die fünf Leute jedenfalls kamen stets am selben Ort zusammen: Im Café de la Sculpture de Silence. Genau der Ort, an dem Moustique zu diesem Tag einen Kaffee zu nehmen vorhatte.

Gerade beendete er ein Ferngespräch mit Jerome über den aktuellen Stand. „Guten Tag, Jerome.“ – „Auf Wiederhören, Chef.“ Der Inspektor hängte auf, dann verließ er die Telefonkabine. Langsam entfernte er sich während er auf einer kleinen Menge Tabak herumkaute. Nur zwei Geräusche ließen sich vernehmen: Erst das vornehme Getrappel der eleganten Herrenschuhe des Inspektors, dann, nach einigen Augenblicken, das schmatzende Geräusch des Kautabaks, den Moustique ungeniert auf das Pflaster spuckte.

Jenes Café war nicht besonders exquisit, allerdings auch nicht besonders heruntergekommen. Ein Glockenspiel klingelte hell, als der Inspektor die warme Stube betrat. Er grüßte kurz, dann warf er seinen Hut an den Haken, schwungvoll folgte der Mantel. An der Bar stand eine junge Frau, die sich ihrer knappen Bekleidung entsprechend verhielt. Es wirkte ein wenig lächerlich.

„Ich hätte gern einen Kaffe, Madame.“
„Milch, Zucker, Schwarz?“
„Schwarz, bitte. Ach, und ein Stück Kuchen dazu. Irgendein gutes Stück.“
„Kommt sofort, nimm er nur Platz.“ Moustique setzte sich in die hinterste Ecke, um möglichst ungestört den Nachmittag genießen zu können. Das Warten verbrachte er mit der Lektüre eines herumliegenden Boulevard-Blattes ohne Niveau, dann kamen Kaffee und Kuchen.

Doch war alles vertilgt und ausgetrunken, entdeckte er weiter hinten im Raum eine Tür mit der Aufschrift „Séance – Bitte nicht stören“. Weil der Herr Inspektor so neugierig war, musste er doch fragen.
„Was ist denn das für eine Séance in dem Raum da?“
„Ach, soll ich ihm etwa im Geheimen Zutritt verschaffen?“
„Nein, nein, das nicht. Aber…“
„Es geht um die Beschwörung von Jenseitigen.“
„Ja? Interessant. Aber dem schenken Sie doch nicht etwa Glauben, Madame?“
„Ich bin mir nicht sicher. Manchmal kommt so ein Dunstschweif durch den unteren Türspalt, dann kommen wohl die Geister zu denen her…“
„Ich werde der Sache ad hoc auf den Grund gehen! Keine Sorge: Ich bin Inspektor, ich habe Befugnis.“ Moustique hielt der offenkundig erschrockenen Bedienung sein Papier hin und sprang auf.

Erregten Schrittes gelangte er zu dem dubiosen Raum und stieß mit lauter Wucht die Tür auf. Es war düster darinnen, eine Kerze erhellte einen Tisch in der Mitte, an dem fünf zitternde Leute saßen, die sich angespannt und mit geschlossenen Augen an den Händen hielten. Überall Dunst und murmelnde Stimmen…

„Jerome! Ich habe eine Opium-Höhle hochgehen lassen!“
„Gratulation, Inspektor. Meine Hochachtung. Es war wohl wie immer Ihre Intuition, Ihr feinsinniges Gespür für solche Dinge.“
„Das lag auf der Hand, Chameau. Wahrhaftig. Eine Séance ist doch schon Anlass genug.“
„Allerdings. Die spinnen, die Esoteriker.“

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